Hans-Jörg Helm, bis vor kurzem NABU-Chef : Stichwort Vetternwirtschaft
Es stehe nicht gut um den Naturschutz, klagte Holger Buschmann bei seiner Vorstellung als neuer Vorsitzender des niedersächsischen Naturschutzbundes (NABU) am vergangenen Montag. Viel Lob war da auch zu hören über Buschmanns Vorgänger Hans-Jörg Helm, der den NABU in den vergangenen fünf Jahren geführt hatte – ehrenamtlich. 65.000 Mitglieder hat der Verband in Niedersachsen, darunter ein besonders Prominentes: Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP).
Dass Sander neben anderen Verbänden auch dem NABU Geld gestrichen hat, ist vielen in der Szene unvergessen. Dass der wegen vieler Kapriolen oft als „Umwelt-Rambo“ beschimpfte Sander selbst zu den organisierten Naturschützern zählt, war deshalb stets umstritten. Der Minister habe seine Mitgliedschaft „wie ein Feigenblatt vor sich her“ getragen, ärgert sich ein Aktivist.
Nun sorgt für böses Blut, dass Sander seinem Duzfreund Helm ab Februar im Ministerium eine Stelle mit der Besoldungsstufe A 16 (ab 4.441 Euro monatlich) beschafft – Stichwort Vetternwirtschaft. „Wenn Minister Sander für diese Personalie kein neues inhaltlich begründetes Konzept vorlegen kann, muss er sich den Vorwurf der Spezi-Wirtschaft gefallen lassen“, sagt Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Helm, von Beruf Studienrat, soll sich künftig um Lehrer- und Umweltbildung kümmern: Wenzel will mit einer kleinen Anfrage im Landtag klären lassen, ob dafür eine neue Stelle geschaffen wurde, die zudem nicht im Etat für 2009 ausgewiesen wäre.
Als Dank für früheres Wohlverhalten des NABU-Manns werten anonyme Umweltfreunde die mangelnde Distanz des Alt-Funktionärs zur Politik. Nun wird wieder die Geschichte von Sanders Geburtstagsparty in Buchhagen bei Holzminden im April 2005 aufgewärmt: Da hatte Helm „60 Jahre und kein bisschen weise“ geschmettert. Das sei „ironisch“ gemeint gewesen, sagt er heute. Und verweist darauf, wie häufig der NABU den Minister kritisiert hat. Tatsächlich hatte der Verband Sander 2007 die Schirmherrschaft für seine „Tour de NABU“ entzogen – allerdings auch erst nach heftigem Druck aus den eigenen Reihen. KSC
Fotohinweis:HANS-JÖRG HELM, 60, studierter Pädagoge, leitete seit 2003 den Naturschutzbund in Niedersachsen. FOTO: NABU