Handelskammer : Präses Karl-Joachim Dreyer in der Kritik
Mächtig in die Kritik geraten ist der Präses der Handelskammer Hamburg, Karl-Joachim Dreyer. Der DGB, die Gewerkschaft ver.di und die GAL warfen ihm gestern übereinstimmend „politische Einseitigkeit“ vor. Dreyer hatte in der traditionellen Silvesteransprache „Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns“ vor 2000 geladenen Gästen in der Handelskammer die rot-grüne Bundesregierung harsch angegriffen, den Hamburger Rechts-Senat hingegen ausdrücklich gelobt. Den Gewerkschaften hatte er wegen deren Forderung nach der Vermögenssteuer „steinzeitlichen Klassenkampf“ vorgeworfen (taz berichete).
Hamburgs ver.di-Chef Wolfgang Rose bezweifelt, dass alle Hamburger Unternehmer Dreyers „einseitige Polemik“ teilten. Die Kammer, in der alle hiesigen Firmen – auch die taz hamburg – per Gesetz Zwangsmitglieder sind, müsse Neutralität wahren. Der Hamburger DGB-Vorsitzende Erhard Pumm warf Dreyer vor, „den radikalen Markt ohne soziale Sicherungen zu predigen“.
Nach Ansicht von GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch hat Dreyer gerade auch mit seinen Forderungen an die autogerechte Stadt eine „rückwärts gewandte Einstellung“ offenbart. Der seit Mai amtierende neue Präses habe die Kammer „als alleinige Vertretung der Unternehmerschaft unglaubwürdig gemacht“. Mit seiner Befürwortung eines Irak-Krieges und der Ablehnung des Dialoges mit dem Islam sei Dreyer vom „ehrbaren“ zum „kriegerischen Kaufmann“ geworden. smv