Hamburgs Sozialdemokratie : Der schwebende Geist des Henning V.
Hamburgs Sozialdemokraten kämpfen mit einem Phantom. Nirgends ist es anzutreffen, aber überall ist es präsent. Es schwebt über jedem SPD-Parteitag, es sorgt für zuckende Schultern und rollende Augen, sein Name aber wird fast ausschließlich hinter vorgehaltener Hand geraunt: Der Geist von Henning Voscherau wird zum Gespenst.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Es ist letztlich ein unwürdiges Spielchen, das der Notar vom Alstertor mit der Partei treibt, die ihm niemals lieb und teuer war. Politisch geboten – und nebenbei: anständig – wäre es, Ansprüche offen und beizeiten anzumelden. Wer erneut Bürgermeister werden will, muss den Mut haben, wenigstens das zu sagen. Oder loyal schweigen.
Umso erfrischender nehmen sich da klare Worte aus wie die des Eimsbüttler Kreischefs Pörksen. Der eingeleitete personelle – und auch programmatische – Neustart der Partei verträgt sich nicht mit der Wiederbelebung eines abgedankten Kleinfürsten aus dem vorigen Jahrtausend. Das letzte ungekrönte Haupt der dauerregierenden Sozialdemonarchie ist nicht zukunftsfähig.
Vorsichtig optimistisch stimmt, dass Hamburgs SPD dies offenbar erkannt hat. Und nicht länger gewillt zu sein scheint, sich durch Zwischenrufe vom Altenteil aus dem Konzept bringen zu lassen. Die demonstrative Unterstützung für Parteichef Petersen hat in jüngster Zeit unverkennbar zugenommen.
Ob der die Macht für die SPD zurückholt, mag fraglich sein. Ob das gut für die Stadt wäre, ebenfalls. Aber Petersen wird derjenige sein, der es probieren soll. Eine Alternative hat die Partei nicht.