Hamburgers Traum : Horáková nach Schill
Doch ein Engel!
Finito. Neuwahlen in Hamburg. Andere Politik? Und schon fängt man an zu träumen: Von einer geläuterten Kultursenatorin. Von einer, die endlich ihr wahres Gesicht zeigt und nicht nur an Engel glaubt, sondern sich als einer entpuppt: Hell leuchtet die Aureole aus Verständnis und Gelassenheit um ihr Haupt; als Schutzmantelmadonna für die gesamte Hamburger Kulturszene geriert sich Dana Horáková, die ihre bislang Kindern vorbehaltene Menschenliebe auf die gesamte Kulturszene ausdehnt, egal, welcher politischer Couleur.
Ach, welch güldene Zeiten brächen an, wie glücklich könnten sich die Kulturschaffenden schätzen, es zwei Jahre lang ausgehalten zu haben mit ihr, die sich endlich als Schaf im Wolfspelz entpuppt: Paritätisch teilt sie den Inhalt ihrer schmalen Kultur-Geldbörse auf. Überwunden hat sie die Spaltung in Freund und Feind; ja, zur subversiv Arbeitenden wird sie selbst, den Senatskollegen pfiffig Geld für experimentelle Kunst abpressend. Und dann das Nachtleben: Mühsamst müsste sie allabendlich aus Vernissagen und Premieren weggezerrt werden, trotzig ausharrend bis lange nach Toresschluss.
Geradezu enthusiastisch beriete sich die Neugeborene fortan auch mit ihren Mitarbeitern, lauschte angeregt den Klagen der Großen und Kleinen, um sie sodann am gemeinsamen Tische zu versammeln. Vielleicht nicht gerade zur Speisung der Fünftausend. Wohl aber zum Brainstorming darüber, wie ein experimentierfreudiges kulturelles Netzwerk aussehen könnte. PS