Hamburg heute : Rutschgefahr
873 Menschen in 90 Sekunden: Im Airbuswerk Finkenwerder wird die Räumung des A380 geprobt
Sie sitzen bei Sparbeleuchtung in der nächtlich dunklen Kabine und warten auf das Kommando. Und dann hetzen sie zu den Notausgängen. Nur acht von 16 werden geöffnet, das macht die Sache nicht einfacher. Die Notrutschen klappen aus den Verkleidungen der Bordwand und sie müssen springen: 853 Passagiere und anschließend die 20 Mitglieder der Crew. Im Hamburger Airbus-Werk wird am morgigen Sonntag die größte Räumungsübung in der Geschichte der Luftfahrt durchgeführt.
Binnen 90 Sekunden müssen die Probanden, sämtlich Freiwillige, aus dem Riesenjet A380 fliehen – in die gleichfalls abgedunkelte Werkshalle, überwacht von etwa 40 Infrarotkameras der europäischen und der US-Luftsicherheitsbehörden. Wenn der für alle neuen Jets obligatorische Sicherheitstest klappt, darf bei Airbus aufgeatmet werden – wenn nicht, muss nachgebessert werden. Im April ist vorsichtshalber ein zweiter Testtermin geplant.
Gänzlich risikofrei ist die Notfallübung nicht. Prellungen und Schürfungen gab es schon bei solchen Übungen, auch manchen gebrochenen Knochen. Deshalb werden alle Testpersonen, die ein Taschengeld von 60 Euro erhalten, auch auf Werkskosten versichert. Zumal beim weltgrößten Passagierjet die Anforderungen besonders hoch sind: Mehr als ein Drittel der Menschen muss aus dem Oberdeck flüchten – aus 13 Meter Höhe. Sven-Michael Veit