Halbe Schule für alle : Erst mal machen lassen
In der Schulfrage hat sich Hamburgs CDU in den vergangenen drei Jahren erstaunlich bewegt. Noch nicht lange ist es her, da wollte sie auf Deubel komm raus „die Hauptschule stärken“. Inzwischen akzeptiert sie die Auflösung des dreigliedrigen Schulsystems von zwei Seiten. Nach dem Vorbild der Gesamtschulen werden wie geplant alle Haupt- und Realschulen zu Stadtteilschulen. Und die frühe Selektion nach Klasse vier wird aufgehoben und somit zwei Jahre längeres gemeinsames Lernen möglich.
KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER
Dass die CDU sich so weit bewegt, ist einer historisch einmaligen Konstellation zu verdanken: Sie will die Macht und braucht dafür die GAL. Die Gymnasialklientel mag schäumen, es ist im Prinzip ihre Partei, die so handelt.
Auch das neue System hat Schwächen. Die frühe Schulwahl birgt das Risiko, das Eltern sich künftig noch früher Gedanken um die Schulkarrieren ihrer Kinder machen. Es könnte einen Run auf bestimmte Grundschulen an Gymnasien geben, während Grundschulen in sozialen Brennpunkten gemieden werden.
Aber kommt es zu Schwarz-Grün, wird mit Christa Goetsch eine Schulsenatorin das Sagen haben, die dafür angetreten ist, die soziale Spaltung zu verhindern. Sie ist für diese Gefahren sensibilisiert wie kaum eine andere Politikerin. Lassen wir sie erst mal machen.