HWU-Betriebsbesetzung : Kaltblütig ruiniert
Die Besetzung der Hohenlockstedter Walz- und Umformtechnik (HWU) ist beendet. Die Beschäftigten werden am Ende des Jahre nicht in die Arbeitslosigkeit entlassen, sie können in eine Transfergesellschaft wechseln. Das ist sicher ein Erfolg, der nur aufgrund des mutigen Schrittes – die Besetzung des „eigenen“ Betriebs – durchgesetzt werden konnte.
KOMMENTAR VON KAI VON APPEN
Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Denn die Jobs sind weg. Und der Konflikt hat zugleich gezeigt, dass Unternehmer zunehmend dazu übergehen – ob bei HWU oder bei Möller Wedel – tarifliche Normen des Betriebsverfassungsgesetzes auszuhebeln.
Es ist offenkundig, dass HWU nicht aufgrund der plötzlichen Automobilkrise ins Schlingern geraten ist, sondern der Betrieb kaltblütig in den Ruin geführt wurde. Da wird die Belegschaft der Traditionsfirma Nier in eine HWU-Personalfirma ausgegliedert, während die Produktionsmittel im alten Betrieb verbleiben. Diese HWU verfügt folglich über kein Vermögen. Dann verweigert Nier die Zahlung und flugs ist HWU nach nur drei Monaten insolvent – ein Sozialplan mit Abfindungen für Betriebszugehörigkeit bis zu 30 Jahren ist ausgehebelt. Wenn derartige Methoden ungeahndet bleiben, müssen sich die Gewerkschaften eben etwas einfallen lassen, um solchen Machenschaften entgegen zu wirken.
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