HUBBA BUBBA : Blasen machen
Ich versuche jetzt schon seit zehn Minuten eine Kaugummiblase zu machen. Aber mit meinem Zahnpflegekaugummi funktioniert es nicht. Er ist einfach zu klein. Ich könnte mir natürlich eine ganze Packung Zahnpflegekaugummis in den Mund stecken, dann würde es wahrscheinlich klappen.
Aber es ist der letzte Kaugummi aus der Packung, und der nächste Laden, der Kaugummis verkauft, ist eine Etage höher. Die U 5, auf die ich warte, kann jeden Augenblick in den Bahnhof einfahren. Ich habe also nur diesen einen Kaugummi. Ich gebe trotzdem nicht auf: Es muss doch möglich sein, auch mit diesem Zahnpflegekaugummi eine Kaugummiblase zu erzeugen.
„Hallo“, sagt plötzlich eine Stimme, die ich zuerst nicht lokalisieren kann. Da zupft jemand an meinem Hosenbein. Ich sehe nach unten. Vor mir steht ein Junge, der vielleicht sechs oder sieben Jahre alt ist. „Mit den Dingern klappt das nicht.“ Er zeigt auf die leere Packung Zahnpflegekaugummis, die ich noch in der Hand halte. „Habe ich schon oft genug probiert.“ Ich sehe ihn überrascht an. „Versuchen Sie es mal damit“, sagt er. Er hält mir einen Hubba-Bubba-Kaugummi mit Colageschmack entgegen.
„Du hast mich beobachtet?“, frage ich. „Alle auf dem Bahnsteig haben Sie beobachtet“, sagt er.
Ich sehe mich um, und tatsächlich: Eine ganze Menge Leute blickt interessiert zu uns herüber. Eine Mutter oder einen Vater zu diesem Jungen entdecke ich allerdings nicht. Er scheint allein zu sein. Ich deute auf den Kaugummi. „Eigentlich nehme ich von Fremden keine Süßigkeiten“, sage ich. „Ich heiße Paul“, antwortet der Kleine geduldig und streckt mir seine Hand hin. „Daniel“, sage ich und schlage ein. Dann nehme ich den Kaugummi. Ich wickele ihn aus seiner Verpackung und stecke ihn mir in den Mund. Der ganze Bahnsteig sieht mir dabei zu.
DANIEL KLAUS