HEUTE : Erst spät haben wir die Rock-’n’-Roll-Schritte aus der Tanzschule anzuwenden gewusst
So viele Bedeutungen liegen manchmal in Worten, die jene, die außerhalb des hermetischen Hexenkreises der Eingeweihten stehen, gar nicht wahrnehmen können. Das betrifft nicht selten die Sprachen der Jugendkulturen, die vor allem den Älteren verschlossen bleiben, die sich dann damit behelfen, das verspätet und missverständlich zur Kenntnis genommene Vokabular in Jugendsprachlexika zu archivieren und so ihres Gebrauchswertes zu entkleiden. Ist die Sprache einer Jugendkultur zugehörig, deren Strahlkraft über das kurze Aufscheinen im ewig redundanten Zyklus neuer Moden hinausreicht, kann sie modifiziert von immer neuen Generationen angeeignet werden. Cry Baby ist u. a. das meistverkaufte Gitarren-Effektpedal aller Zeiten, ein saurer Kaugummi und ein Teeniemusical mit Johnny Depp im Fünfziger-Jahre-Retrochic. Die Cry Babies setzen auf das (oder besser: stehen auf dem) Pedal und die Assoziationskette, die der Kultfilm von 1990 eröffnet. Rockabilly, R’n’B und Countrysound halten ein, zumindest aus der Entfernung betrachtet, goldenes Zeitalter handgemachter Musik lebendig, in dem Musiker wie Johnny Cash, Jerry Lee Lewis oder Buddy Holly sich auf langen gemeinsamen Touren jeden Abend vor dem hungrigem Publikum einer anderen Stadt des mittleren Westens beweisen mussten. Also: Pomade raus, ein Glas Limonade getrunken (oder was Sie sonst so anturnt) und ab dafür. Nicht weinen – tanzen werden Sie!
Cry Babies: 30. Dezember, 20 Uhr, 7 €. Kaffee Burger, Torstr. 60