HAUS AM WALDSEE : Das Verhältnis von formalem Aufwand zu politischem Einfluss
Viel hat Occupy nicht erreicht. Zu heterogen waren die Forderungen der anonymen Aktivisten. Als Interpret gesellschaftlicher Rituale hat sich der Maler und Filmemacher Erik Schmidt für den symbolischen Habitus der Bewegung interessiert. In seiner Videoinstallation „Downtown“ schlüpft er in die Demonstrantenrolle und zeltet nahe der Wall Street, malt sich an und mimt den kollektiv bewegten Camper. Seine Performance übersteigert die Ästhetik der Occupisten in ihrer beseelten Hippie-Nostalgie und entsättigt gleichzeitig die soziale Botschaft. Er zitiert die pseudo-ethnischen Designs von Fleecejacken und Treckingsandalen als Sozialkitsch einer Protestkultur. Zynisch wird er dabei nicht. Seine Bilder nehmen einen Zeitgeist auf, den Occupy auf der Straße auslebte und so wahrnehmbar machte, während ein Großteil der Bevölkerung sich nur vom Sofa aus mit Spekulationsopfern solidarisierte. Schmidt bleibt distanziert. Das zeigt auch der Film „Hunting Grounds“, der die Fährte herrschaftlicher Gepflogenheiten aufnimmt, klassengerechtes Rollenverhalten aber letztlich in einer homoerotischen Schlammschlacht aufgehen lässt. So rührt er an kulturelle Traditionen. Ob er sich aber Aristokraten nähert oder temporär Obdachlosen, verkörpert er nur den Archetypus des Künstlers und spielt mit der eigenen Stereotypisierung. MARCUS WOELLER
■ Bis 30. 12., Di.–So., 11–18 Uhr, Argentinische Allee 30