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Archiv-Artikel

HARALD KELLER KELLER-FENSTER Huch, was’n da nicht los?!

Einmal Finger hoch, wer mitbekommen hat, dass seit dieser Woche bei 3sat eine Reihe mit Filmen von James Benning zu sehen ist. Tja, so ist das. Man glaubt zu wissen, was so alles läuft im Fernsehen: nur Wiederholungen, immer das Gleiche, „Bauer sucht Frau“, „Germany’s Next Topmodel“, „Popstars“ … Und dann so was! Bennings Filme bekommt man nämlich beileibe nicht an jeder Ecke zu sehen. Man begegnet ihnen auf Festivals oder auf der Documenta. Aber wer kommt da schon hin, wer kann sich das leisten?

Gerade in diesen Tagen sind die Filme Bennings eine schiere Freude. In der heißen, schlaflosen Nacht zu Mittwoch beispielsweise lief „13 Lakes“. Darin zeigt Benning in 13 starren Einstellungen ausgewählte Impressionen von 13 US-amerikanischen Seen. Kein Kommentar, keine Musik, nur Plätschern – in der Gesamtwirkung entspannend, krampflösend, eine Wohltat für glühende Hirnzellen. In der Nacht zu Montag folgt mit „Casting a Glance“ (0.10 Uhr) ein ähnlich stilles Werk über Robert Smithsons Land-Art-Projekt „Spiral Jetty“ (1.25 Uhr). Dabei handelt es sich um eine Aufschüttung in einem Salzsee in Utah, die geradewegs vom Ufer wegstrebt und sich links herum zu einer Spirale windet. Benning hat dieses Kunstwerk über Jahre hinweg gefilmt und in eindrucksvollen Bildern interpretiert. Außerdem zeigt 3sat in der Nacht zu Sonntag „Ten Skies“ (2.45 Uhr) und „One Way Boogie/27 Jahre später“ (4.25 Uhr).

Man merkt ja bei solchen Filmen schnell, dass man als Filmbetrachter zu einer Art Zappelphilipp geworden ist. Diese innere Unruhe, das Gieren nach Aktion gilt es zu besiegen. Wenn’s klappt, ist man am Ende regelrecht erschrocken, wenn unverhofft schemenhafte Menschen auftauchen und auf der „Jetty“ herumstaksen. Oder urplötzlich hinter der Kamera Schüsse fallen! Oder ist es eine Sprengung? Benning lässt uns im Ungewissen. Dafür gebührt ihm Dank.

■ Bis zur Rückkehr des „Wochenendkrimis“ Mitte August spürt die taz Raritäten im TV-Programm auf