HAMBURGER SZENE VON ROGER REPPLINGER : Fragen an die FDP
Auch ich vermag ihnen nicht zu entgehen: Werbeplakate der FDP, auf denen ich zum Gespräch mit dem Abgeordneten gebeten werde. Und worin das Gespräch besteht, wird auch gesagt: „Stellen Sie Fragen. Geben Sie Anregungen.“
Prägnanter kann die Vorstellung der FDP von Demokratie nicht gefasst werden. Wir sehen eine bebrillte Frau mittleren Alters, Faltenrock, eins Komma drei Kinder, die schüchtern den Finger hebt, an dem ein bescheidener Brillant glitzert, und verlegen eine Frage stellt. Ihr distinguierter Gatte dagegen, Leistungselite, universitärer Abschluss, höheres Einkommen, höchste Steuerklasse, regt etwas an.
So schlecht steht es also gar nicht um uns. Ein paar kleine Fragen, diskrete Anregungen, und es wird so gut, dass es nicht auszuhalten ist. Der Abgeordnete stellt dann dem Minister Fragen und regt ihn an, und der macht beim Kanzler weiter. Das ist Demokratie. So schön. So schön, man möchte weinen!
Warum werfen die Leute in der Schanze Steine? Sollen Fragen stellen, anregen. Wer dieses FDP-Idyll durch laute Musik, Ironie oder einen Blick auf die Wirklichkeit stört, ist ein Hund. Deshalb stellen wir hier die Frage, ob die FDP noch alle Zwetschgen beieinander hat und regen eine sanfte Selbstauflösung an. Wir regen weiter an, dass die aufgelöste FDP bei der nächsten Esoterik-Messe die Beseitigung aller Übel durch Kuscheln anregt.