HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER : Ende Gelände
„Du machst jetzt hier noch ein bisschen Senf drauf, und denn gleich daneben noch ein bisschen Ketchup“, der Mann rührt auf seinem Pappteller herum, bis er einen gelb-roten Haufen gequirlter Soße hat, „und mach mir man gleich auch noch ’ne Thüringer, hier auf den gleichen Teller.“
Der Mann trägt eine schwarze Kunstlederjacke, unter der es sich beträchtlich wölbt. Es ist sehr kalt hier auf dem Markt, aus seinem Mund kommt Dunst. „An die Linsensuppe gehört Essig“, rät er. – „Wie an die Pommes in England“, sag ich. – „Fürchterliches Essen in England“, sagt er. – „Das sagen Sie ja der Richtigen“, sag ich. – „Ich kenne viele Engländer“, sagt er, „den Richie, von Deep Purple, mit dem hätten wir fast zusammen ’ne Band aufgemacht“, sein Schnurrbart kringelt sich leicht an den Enden.
„’Ne ganz süße Freundin hatte der damals, Stripperin, schöne Frau, schöne Feige, schöne Möpse, ganz süßes Figürchen, hat ihm immer zehn Mark gegeben pro Tag, damit er sich auch mal ein Bier kaufen kann oder so, mit uns Jungs.“ Der Mann erzählt vom Richie und vom John und von dem anderen Freund in London, bloß mit der Band wurde das nix, und für den dicken Mann hieß es „Nasigoreng“. „Ende Gelände.“
Einmal hätten sie den Richie wieder gesehen, aber da war ihm der Erfolg schon zu Kopf gestiegen. Er hatte der Freundin vom dicken Mann – „’ne Hübsche war das, schöne Haare, schöne Augen, schöne Möpse, schönes Figürchen“ – ohne Umschweife zur Begrüßung an die Brüste gefasst, das schickte sich nicht. „Das war ’ne Süße. Ich möcht’ man sagen, mit Wehmut denk ’ich an sie zurück, mit Wehmut.“