HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER : Blankoformular
Literarisch türmt es sich am Tresen. Die Verbundenheit mit anderen, nicht anwesenden Autoren schwebt geisterhaft um diejenigen Jungautoren, die mitten im Raum stehen. Und wo sie versäumt zu schweben, wird ihr noch ein wenig nachgeholfen.
„Kennst du sie nicht? Das ist doch die Kollegin von der Verlegerin, diesem kleinen Verlagshaus …, dem großen Verlagshaus…, dem Club, dem Treff, dem Portal“ – wird getuschelt, von den hinteren Bänken. Oder wird verraten, von der Gestik der am Tresen Stehenden, die auffällig selekte Menschen grüßen.
Nach der Lesung sagt niemand, er habe den Text nicht verstanden. Nach Dekaden von Minuten, wo das ein oder andere Wort heraussprang und das Publikum amüsierte. Vielleicht auch nur, weil man sich freute, es wiedererkannt zu haben.
Anfangen zu duften tut der Abend in dem Moment, wo man selber der ein oder anderen Tresengröße vorgestellt wird –mit Mühe selbst die Verbundenheit mit der ein oder anderen lokalen Literatengröße heraufbeschworen hat, deren virtuelle Präsenz hoffentlich ausreicht, um so viel Anerkennung im Gegenüber heraufzubeschwören, dass man selbst wirken kann.
In kaum einem Goldfischteich geht es anders zu. Evolutionsbiologen behaupten, Intellektualität sei nur eine Variation des aufgeplusterten Pfauenschwanzes. Genetisch mutiert?