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Archiv-Artikel

HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER Wehe dir, Tokio!

Wegen des böigen Windes, der die Straße hinuntergerumpelt kommt, friert die Frau. Sie hat Beine, die sich sehen lassen können, auch wegen der dünnen, schwarzen Nylonstrumpfhose und dem ungewöhnlich kurzen beige-wolligem Mantel. Sie steht in Begleitung zweier rauchender Herren, mit denen man sich ebenfalls sehen lassen kann, in seiner Mittagspause, wenn man aus irgendeinem Büro, kreativ, kommerziell, freiberuflich oder höher angestellt zum Essen und Luftschnappen auf den Großneumarkt oder eine seiner Nebenstraßen kommt.

„Jetzt nach Japan fahren, das geht ja gar nicht mehr! Da opfert man ja bei jedem Urlaub zehn Jahre seiner Lebenszeit!“ Die Frau ist ins Grübeln gekommen, inzwischen hat sie sich in einen Hauseingang neben dem Café gestellt. Ihr rauchender Kollege im Maßanzug beteiligt sich nun auch an ihrer Überlegung. „Mal abgesehen davon, aber da ist das doch auch viel zu teuer! Ich meine, Tokio, da gibst du in einem Wochenende wirklich richtig viel Geld aus!“

Die drei sind sich einig. Japan hat als Reiseziel jetzt erst mal einfach verschissen. Am nächsten Wochenende werde die Frau nach Speyer fahren, teilt sie fröstelnd mit, da ist das schon sehr schön warm. „Geschäftlich?“ Nein, nicht geschäftlich, sie fahre ihre Eltern besuchen. Das ist ja auch immer schön. Schon wieder sind sich die drei einig.