HAMBURGER SZENE VON LISA KRICHEL : Bommerlunder statt Trasse
Holzbalken prägen diesen Saal, manche quer an der Wand, manche als Säulen im Raum. Auf dem Dielenboden stehen Stühle mit Metallbeinen und Holzsitzfläche. Vorne auf der Bühne stehen Tisch und Beamerleinwand. Vattenfall hat in das Kulturgut Gaußstraße eingeladen. Eine „Informationsveranstaltung“ zur Moorburgtrasse für alle sollte es werden.
Am Eingang verteilt eine Vattenfall-Frau lächelnd Flyer. Das Licht ist gedämpft. Mitglieder des schwarzen Blocks, Anwohner, Naturschützer, alle sitzen murmelnd beieinander. Auf dem Tisch auf der Bühne stehen zwei Namensschilder. „Lassen-Petersen“ und „Schubach“ steht darauf. Beide hohe Tiere bei Vattenfall. Der Moderator sagt, er sei Journalist. Im Saal kommt Unruhe auf.
Drei Menschen ersteigen die Bühne und entrollen ein Transparent: „Platzverweis für Vattenfall“. Das Transparent verdeckt Lassen-Petersen und Schubach. Minutenlanger Applaus aus dem Publikum. „Warum sind Sie gekommen, wenn Sie nicht diskutieren wollen?“ fragt einer der Vattenfall-Bosse hinter dem Transparent. Buhrufe. „Wir könnten ja auch über Moorburg reden“, sagt die Stimme hinter dem Transparent. Pfiffe. „Wer von Ihnen ist an den Details des Trassenprojekts interessiert?“ – „Ihr müsst gehen, die Bäume bleiben stehen“ antwortet das Kollektiv. Der schwarze Block singt „Eisgekühlter Bommerlunder“. „Wie können Ihre Pläne damit vereinbar sein, dass Hamburg Umwelthauptstadt wird?“ fragt einer der Anwohner.
Eine Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Nach 30 Minuten meldet sich der Moderator zu Wort – und verkündet das Ende der Veranstaltung.