Günter Titsch, Präsident der Chorolympiade : Jeder Chor kann frei entscheiden
Günter Titsch ist seit Jahrzehnten begeisterter Chorsänger (Bariton), im Zivilberuf Steuerberater und vor allem Präsident der derzeit in Bremen stattfindenden Chorolympiade. 1988 gründete er den im hessischen Pohlheim ansässigen Verein Interkultur, der die Olympiade veranstaltet.
taz: Die Chorolympiade ist nicht nur ein klingendes Ereignis, sondern auch eine ziemlich erfolgreiche Geschäftsidee.
Günter Titsch: Interkultur ist ein gemeinnütziger Verein, und wenn wir Überschüsse erzielen, spenden wir sie für die Förderung von Jugend und Musik. Im übrigen sind wir der weltweit größte Kulturträger, der so viele öffentliche Mittel erhält. Darauf sind wir stolz.
Aber warum müssen dann die Teilnehmer pauschal über die von Ihnen autorisierte Reiseagentur M&C Contact GmbH buchen?
Wenn wir das den Chören allein überließen, gäbe es ein großes Terminchaos. An- und Abreise müssen jeweils zentral gesteuert werden. Aber jeder Chor kann ja frei entscheiden, ob er überhaupt teilnimmt. Was die Kosten angeht: Die Bremer Hotels sind nicht billig. Und die Anmeldegebühr ist wichtig, um kurzfristige Absagen zu verhindern.
Bei einer Olympiade erwartet man, dass die Besten teilnehmen, und nicht nur die, die es sich finanziell leisten können. Ist der Begriff nicht ein Etikettenschwindel?
So lange der Erfolg da ist und immer mehr Chöre teilnehmen wollen, liegen wir auf dem richtigen Weg. Im übrigen haben wir wegen des Namensstreits bereits drei Prozesse gegen das IOC [International Olympic Committee] gewonnen, zuletzt beim Bundespatentgericht in München.
Es gab heftige Kritik daran, dass die einheimische Chorszene bei den Vorbereitungen zur Olympiade nicht einbezogen worden sei – jetzt nehmen nur vier Bremer Chöre teil.
Mittlerweile arbeiten wir mit den Bremer Chorverbänden sehr gut zusammen, die Funktionäre sind bei uns vertreten. In Bezug auf die Teilnahme wird uns gesagt: Die Bremer sind im Urlaub, oder sie fühlen sich nicht stark genug, oder sie wollen die Zeit lieber nutzen, um mitzuhelfen beziehungsweise zuzuhören.
Fragen: Henning Bleyl