piwik no script img

Archiv-Artikel

Grußwort von Manni Evers, taz-Besitzer Herzlich willkommen!

Die taz nrw hat ihre Redaktionsräume nach Düsseldorf verlegt. Dieser Schritt ist vernünftig und war eigentlich überfällig. In Düsseldorf spielt die landespolitische Musik. Auch wenn die MusikerInnen sich wie AnfängerInnen einer Musikschule aufführen.

Der Informationsfluss dürfte einfacher und schneller sein als in Bochum oder Köln. Durch den Umzug wird die taz nrw an Profil gewinnen, vorausgesetzt, die Zusammenlegung der Redaktionen Bochum und Köln geht nicht einher mit Einsparungen beim Personal.

Ein Umzug bedeutet immer Eingewöhnen und Umgewöhnen. Bochum und – erst recht – Köln kann man mit Düsseldorf nicht vergleichen. Bochum steht fürs ehrliche, kumpelhafte, bodenständige Ruhrgebiet. Köln für kölschen Klüngel – was das bedeutet, können wohl nur Kölner erklären. Die aktuelle Messe-Geschichte dürfte dem sehr nahe kommen... Düsseldorf steht für Schicki-Micki, mit einem fast absolutistisch herrschenden Oberbürgermeister Joachim Erwin, der sich als Übervater aller DüsseldorferInnen sieht.

Hier in Düsseldorf wird die taz ein Ohr im Regierungsviertel offen halten und ein Auge aufs gebündelte Kapital werfen – hoffe ich. Man kann nur hoffen, dass der Umzug gleichbedeutend mit einer dauerhaften Etablierung der taz nrw am Zeitungsmarkt ist. NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland braucht eine Zeitung, die aus dem Einheitsbrei herausragt. Eine Zeitung, die rassistische Politik in Ausländerämtern als solche bezeichnet und nicht nebulös drumherum schreibt. Eine Zeitung, die in einem kritischen Dialog mit ihren LeserInnen steht.

Sicher, die taz hat und macht auch Fehler. Wäre sie fehlerfrei, wäre sie das Zentralorgan des Vatikans! Außerdem gehört die taz nicht irgendwelchen Geldsäcken, sondern 6.618 GenossInnen. Das ist es, was die taz von anderen Zeitungen unterscheidet. Ich sage lieber „Wir sind taz“ als „Wir sind Papst“.

Als Düsseldorfer wäre es wider die Natur, wenn ich mich nicht auch zum heiklen Thema Düsseldorf-Köln äußern würde. Für die KölnerInnen dürfte der Umzug gewiss lehrreich werden.

A) Sie werden merken, dass Bier nicht unbedingt aus Pferdeurin und Zucker gemacht wird. B) Sie werden zwar den Blick auf den geliebten Kölner Dom vermissen – das allerdings kann sich auch als sehr positiv herausstellen: So haben sie einen freien Blick auf wichtigere Dinge.

Fotohinweis: MANFRED EVERS, 48, Ratinger Stadtrat, Ex-Landtagskandidat der PDS-NRW, „Linkes Urgestein“ (RP)