Grüner Strengmann-Kuhn: "Erst mal mit Linkspartei reden"
Der grüne Bundestagsabgeordnete Wolfgang Strengmann-Kuhn empfiehlt in Hessen Rot-Rot-Grün.
taz: Die Grünen wollen in Hessen keine Zusammenarbeit mit der Linkspartei. Ist das richtig?
Wolfgang Strengmann-Kuhn: Die Grünen sollten doch zumindest mit der Linkspartei reden. Denn inhaltlich gibt es mehr Übereinstimmung der Grünen mit der Linkspartei als mit der FDP. Das gilt für den Flughafenausbau, den Mindestlohn, die Energiepolitik und auch bei der Bildungspolitik. Für uns Grüne muss es vor allem um die Inhalte gehen.
Wenn Rot-Rot-Grün kommen sollte, wird es aber eine scharfe Konfrontation der Lager geben. Ist das nicht eine Gefahr für die Grünen?
Nein. Zum einen gibt es diese Lager ja, auch wenn die Grenzen durchlässig sind. In meiner Arbeit im Bundestag, etwa im Wirtschaftsausschuss, ist die FDP mir manchmal näher als die Linkspartei. Beim Grundeinkommen und Bürgergeld habe ich mit dem Christdemokraten Dieter Althaus zusammengearbeitet. Wenn sich die FDP in Hessen bewegt, dann geht auch eine Ampel. Insofern könnten die Grünen in der komfortablen Lage sein, mit allen zu können - von der Linkspartei bis zur CDU.
Das wirkt schnell beliebig.
Stimmt, das ist eine Gefahr. Eben darum müssen wir uns inhaltlich stärker positionieren. In Hessen kann sich ja durchaus herausstellen, dass sich die Linkspartei dort noch finden muss; dass sie ein zu bunter Haufen ist. Aber dazu muss man erst mal mit ihnen reden.
Die Linkspartei ist im Westen noch im Aufbau. Warum soll man nicht abwarten, ob sie überhaupt eine stabile Kraft wird?
Die Grünen haben auch einmal klein angefangen. Bei der Linkspartei deutet alles darauf hin, dass sie, als linkssozialdemokratische Partei, ein Faktor bleibt. Wir sollten sie behandeln wie die anderen Parteien auch. Mit Ausgrenzungen macht man sie nur noch stärker. Rot-Rot-Grün ist in Hessen möglich.
Und dass in Niedersachsen ein DKP-Mitglied auf der Liste der Linkspartei ins Parlament eingezogen ist, sorgt Sie nicht?
Es gab auch bei den Grünen Leute, die aus K-Gruppen kamen. Man muss abwarten, wie sich das bei der Linkspartei entwickelt und ob sich dort die realpolitischen Orientierten durchsetzen.
INTERVIEW: STEFAN REINECKE
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