: Großeinsatz der Polizei in Obdachlosenwohnheim
■ Polizei fand Waffenlager von Autonomen und nahm 15 Personen in Gewahrsam
Hannover (dpa/taz) – Mit einem großen Polizeieinsatz sind gestern morgen 15 Personen aus einem Gebäude im Norden Hannovers unter dem Verdacht der gefährlichen Körperverletzung in Gewahrsam genommen worden. Aus dem Haus waren in den vergangenen Tagen mehrfach Schüsse abgegeben worden.
Manfred Paetzold von der Polizei in Hannover wollte Angaben von dpa nicht bestätigen, wonach das Gebäude seit langem von Mitglieder der Autonomen Szene genutzt werde. Die Polizei habe lediglich einem Durchsuchungsbeschluß des Hannoveraner Amtsgerichts nach Tatverdächtigen und Waffen Folge geleistet. Am Freitag waren zwei Heizungsinstallateure durch Schüsse aus dem Haus leicht an den Beinen verletzt worden. Vorher habe es einen Wortwechsel zwischen ihnen und den BewohnerInnen gegeben. Sie wurden vermutlich verdächtigt, Polizeispitzel zu sein.
Bei dem Einsatz habe die Polizei eine Reihe von Waffen, darunter Gewehre, Gaspistolen und Äxte, sichergestellt, so Paetzold. Das große Polizeiaufgebot erklärte er mit der „gereizten Stimmung“ und verbarrikadierten Fenstern. Bei der Aktion waren ein Sondereinsatzkommando, Räumfahrzeuge und Wasserwerfer im Einsatz. Dabei habe es aber „keine Vorkommnisse“ gegeben. Nach kleineren Rangeleien seien insgesamt 15 Personen in Gewahrsam genommen worden. Sie wurden gestern nachmittag noch vernommen und erkennungsdienstlich bekandelt. Paetzold bestritt auch eine Verbindung mit den Chaostagen Ende August, die in dieser Gegend besonders gewalttätig abgelaufen sind.
Später hieß es jedoch, die Polizei habe in dem Gebäude auch ein Polizeifunkgerät gefunden, das sie seit den Chaostagen vermißt hatte. Das durchsuchte Gebäude gehört zu einem Wohnprojekt der Stadt Hannover für Obdachlose. Direkt nach dem Polizeieinsatz wurde es wegen Unbewohnbarkeit dichtgemacht.
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