: Gott ist queer
Viele Menschen in Brasilien sind in Freikirchen organisiert, deren politischer Einfluss ist groß. Häufig sind sie homophob. Eine queere Gemeinde in Rio de Janeiro versucht, dem etwas entgegenzusetzen

Aus Rio de Janeiro Niklas Franzen (Text und Fotos)
Rund 40 Körper wippen im Takt der Gospel-Musik. Vor und zurück. Einige beginnen zu hüpfen, andere ekstatisch die Arme in die Luft zu recken, die Augen fest zugekniffen. Die Musik wird lauter, emotionaler.
„Ich darf weinen, ich darf leiden. Doch der Morgen wird kommen. Mein Gott versagt nie.“ Schreie werden ausgestoßen, man hört tranceartiges Gemurmel. Ein junger Kerl fällt auf die Knie. Tränen fließen, fast alle singen mit. „Gott wird für mich sorgen, Gott wird für mich sorgen.“
Dann tritt Marcos Gladstone nach vorn. Er stellt sich neben die Band, die leise auf ihren Instrumenten weiter klimpert. An der Wand hängt eine Tapete mit Wolkenmotiven, auf Flachbildschirmen erscheinen Bibelverse. Gladstone, 49 Jahre alt, adrett frisiert und muskulös gebaut, spricht ein Gebet. Am Ende ruft er in den Saal: „Gott liebt dich, wie du bist!“
Auf den ersten Blick könnte man meinen: Das hier ist ein ganz normaler Gottesdienst. Doch diese Kirche ist anders. Pastor Gladstone ist schwul. Auch die meisten Gläubigen gehören zur LGBTIQ-Community. Die Kirche liegt in der Nordzone Rio de Janeiros, weit weg von den Postkartenmotiven der Zuckerhutmetropole. Sie heißt Igreja Cristã Contemporânea, auf Deutsch: Zeitgenössische Christliche Kirche. Es ist eine kleine Gemeinde, eine Gegenbewegung, und ein Zufluchtsort.
Brasilien, das größte katholische Land der Welt durchlebt, was einige Wissenschaftler*innen eine „religiöse Revolution“ nennen. Immer mehr Brasilianer*innen wenden sich den Evangelikalen zu. Während sich im Jahr 1990 noch mehr als 80 Prozent der Bevölkerung als katholisch bezeichneten, waren es im Jahr 2024 nur noch rund 50 Prozent. Schätzungen zufolge könnten Evangelikale bereits im Jahr 2032 die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Und diese nehmen zunehmend gesellschaftlichen Einfluss.
„In vielen evangelikalen Kirchen sitzt der Hass auf LGBT tief“, sagt Gladstone mit ruhiger Stimme. Die Gemeinden werden immer mächtiger, nehmen gesellschaftlichen Einfluss. Er sitzt im Hinterzimmer der kleinen Kirche. Über seinem Schreibtisch hängt ein Foto mit sechs strahlenden Gesichtern. Gladstone hat vier Kinder, sein Mann ist ebenfalls Pastor. So glücklich wie heute war er jedoch nicht immer.
Gladstone war 14 Jahre alt, als ihm klar wurde, dass er schwul ist. Seine Eltern waren kurz zuvor zu einer traditionellen evangelikalen Kirche konvertiert. Schwul sein und gleichzeitig der Gemeinde angehören? Unvorstellbar. Gladstone verleugnete seine sexuelle Orientierung und zerbrach beinahe daran. Er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Er überlebte.
Irgendwann vertraute er sich seinem Pastor an. „Das ist nur ein Gefühl, das vergeht wieder“, sagte der ihm. Und fügte hinzu: „Such dir eine Freundin, verlob dich, heirate – dann wird alles gut.“
Evangelikale Kirchen dominieren das Straßenbild in brasilianischen Innenstädten, Armenvierteln und abgelegenen Dörfern. Ähnlich wie in den USA gibt es riesige, moderne Prestigebauten, die Platz für Zehntausende Gläubige bieten.
Große Kirchen gehören einigen der reichsten Männer Brasiliens, die zusätzlich Fernsehsender, Modefirmen und Verlage betreiben. Pastoren und Pastorinnen dieser großen Kirchen sind mittlerweile Multimillionäre.
Kleine „Garagentempel“ gibt es an fast jeder Straßenecke. Auch kleine, einfache Kirchen – sogenannte „Garagentempel“. Sie bestehen oft nur aus ein paar Plastikstühlen, einem Mikrofon und Lautsprechern, sind aber ein zentraler Bestandteil des täglichen Lebens für viele.
Die meisten Gläubigen kommen aus den Randgebieten Brasiliens. Die Hinwendung vieler Armen zu den Pfingstkirchen hat auch damit zu tun, dass diese Kirchen dort präsent sind, wo der Staat fehlt.
Die Evangelikalen sind besonders dort aktiv, wo es keine Sportplätze, Bibliotheken oder Grünanlagen gibt und wo die Menschen unter Gewalt, Verelendung und Perspektivlosigkeit leiden. Die Evangelikalen bieten Unterstützung, hören zu, verstehen die Ängste der Menschen.
Zielgruppe der Kirchen sind viele gläubige Frauen, oft alleinerziehend und meist Schwarz. Sie finden in den Kirchen emotionale Unterstützung und häufig auch praktische Hilfe wie Freizeitangebote, Kaffee und Brötchen.
Gladstone folgte dem Rat seines damaligen Pastors. Im ersten Jahr seines Jurastudiums lernte er eine Frau kennen. Sie verlobten sich. Fortan führte er ein heterosexuelles Leben, zumindest nach außen hin. 1999 reiste er nach San Francisco in die USA, ein Zentrum der LGBTQ-Community. Was er dort sah: Regenbogenfahnen, sich küssende Männer, Dragshows.
„Ich war schockiert, wie selbstverständlich schwule Menschen dort ihre Zuneigung zeigten“, erinnert er sich. Gladstone bat Gott um ein Zeichen. Und er glaubte, eines zu erhalten: „Gott sagte mir, dass es sinnlos ist, vor mir selbst davonzulaufen.“ Zurück in Brasilien trennte er sich von seiner Verlobten. Doch damit begannen die Schwierigkeiten erst richtig.
Denn seine damalige Schwiegermutter erzählte alles weiter. „Sie sagte allen, dass ich schwul bin. Meiner Familie, den Nachbarn, ihrem Papagei“, sagt Gladstone und lacht. Heute kann er darüber schmunzeln. Doch damals hätte es ihn fast zerstört. Plötzlich war er „der Schwule“, „der vom Teufel Besessene“, ein Außenseiter. „Die Kirche hat mich nicht akzeptiert.“ Also tat er das Einzige, was ihm damals richtig erschien: Er wandte sich von der Kirche ab. Es seien die dunkelsten Momente seines Lebens gewesen, sagt er heute. „Ich wusste, dass Gott mich so annimmt, wie ich bin. Aber ich konnte meinen Glauben nicht leben.“
Um die Jahrtausendwende reiste Gladstone erneut in die USA. Dort hörte er zum ersten Mal von einem Begriff, der sein Leben grundlegend verändern sollte: inklusive Theologie. Eine Glaubensrichtung, die Toleranz und Vielfalt ins Zentrum stellt. Offen für alle, ohne Ausgrenzung. In den USA begegnete er auch Menschen, die zwei Eigenschaften in sich vereinten, die für ihn lange unvereinbar schienen: Sie waren Pastoren, und sie waren schwul. Für Gladstone war das ein regelrechtes Erweckungserlebnis. Er fand zurück zum Glauben, begann ein Theologiestudium und wurde selbst Pastor.
Der Evangelikalismus ist eine theologische Strömung innerhalb des Protestantismus. In der Regel betreiben die Gemeinden keine kritische Bibelexegese. Für sie gilt: Was in der Bibel steht, ist wörtlich zu verstehen, gilt als gottgegeben und wird nicht hinterfragt. Den größten Zulauf in Brasilien verzeichnen Pfingstkirchen, viele von ihnen mit Wurzeln in den USA. Diese Gemeinden vertreten oft ultrakonservative Werte. Sie lehren, dass es nur zwei Geschlechter gebe und Sexualität ausschließlich innerhalb einer Ehe erlaubt sei. Zwischen Mann und Frau. Manche bieten umstrittene „Heilungen“ an, wollen Homosexualität „wegbeten“. Immer mehr Brasilianer*innen wenden sich jedoch von fundamentalistischen Kirchen ab. Sie gründen eigene, alternative Glaubensgemeinschaften. Genaue Zahlen fehlen, doch sogenannte „inklusive Kirchen“ gibt es inzwischen in allen größeren Städten des Landes.
2006 eröffnete Gladstone seine erste Kirche. In Rios Vergnügungsviertel Lapa, mitten zwischen Spelunken, Samba-Clubs und Stundenhotels. Zu Beginn kamen nur eine Handvoll Menschen zu den Gottesdiensten. Einer von ihnen war Gladstones Ehemann, heute ebenfalls Pastor. Mittlerweile leiten die beiden die Gemeinde zusammen. Es ist ein Fulltime-Job. In Rio de Janeiro gibt es inzwischen sieben Kirchen, auch in São Paulo wird unter der Regenbogenfahne gebetet. Dass Menschen wie Gladstone überhaupt eigene Kirchen gründen konnten, hat auch mit der Struktur evangelikaler Bewegungen zu tun: Anders als in der katholischen Kirche gibt es keine zentrale Autorität. Fast jeder kann sich Pastor nennen. Neben einigen Seminaren braucht es vor allem zwei Dinge – Charisma und eine „göttliche Berufung“.
Gladstones Kirche versteht sich als pfingstkirchlich. Das ist eine Strömung innerhalb des Evangelikalismus, die persönliche Erfahrungen mit dem Heiligen Geist in den Mittelpunkt stellt. Zungenrede, Heilungen, Prophezeiungen: All das gehört auch in Gladstones Gemeinde zum festen Repertoire. Ebenso das Handauflegen.
Während des Gottesdienstes treten Gläubige nach vorn, stellen sich vor die Bühne. Sie legen sich gegenseitig die Hände auf die Stirn, beten voller Hingabe. Einige weinen, wirken hoch emotional. Die Szene endet in einer langen Umarmung. „Jesus liebt dich, Schwester!“ Für Außenstehende mag das skurril wirken. In pfingstlichen Kreisen glaubt man jedoch, dass durch Handauflegung die Kraft des Heiligen Geistes auf andere Menschen übertragen werden kann.
Eigentlich läuft in Gladstones Kirche fast alles so ab wie in den meisten pfingstkirchlichen Gemeinden, die heute in Brasilien an nahezu jeder Straßenecke zu finden sind. Wie die meisten dieser Kirchen finanziert sich die Gemeinde über den dízimo, den Zehnten. Die Gläubigen können ihren „Beitrag“ bar, mit Karte oder über den Online-Zahldienst Pix entrichten. Nur eine Sache sei in Gladstones Kirche grundlegend anders: „Wir urteilen nicht über Menschen.“
Dass LGBTQ-Personen Beistand von oben suchen, gefällt nicht allen. Mehrfach wurde die Kirche mit Bibelzitaten beschmiert, einmal sogar mit Feuerwerkskörpern beworfen. In den sozialen Medien schlägt der kleinen Gemeinde Hass entgegen. „Falsche Propheten“ und „Teufelsanbeter“ gehören noch zu den harmloseren Beschimpfungen. Laut Gladstone seien rund 90 Prozent seiner Gemeindemitglieder zuvor aus anderen Kirchen ausgeschlossen worden. „Viele kommen hierher und glauben, sie seien die schlimmsten Menschen der Welt – als wäre ihre sexuelle Orientierung ein Fluch“, sagt er.
Vorurteile hat auch Cynthia Braga erlebt. Die 42-Jährige trägt ein T-Shirt mit Regenbogenmotiv und der Aufschrift: „Jesus akzeptiert dich.“ Ihre krausen Haare hat sie zu einem Zopf gebunden. Einmal, erzählt sie, sei sie zusammen mit ihrer Frau bei einem Gottesdienst gewesen, in einer traditionellen Gemeinde. Vor versammelter Kirche richtete sich der Pastor an die beiden Frauen. „Er sagte, dass lesbische Frauen gegen Gottes Willen handeln. Dass Gott das nicht akzeptiere. Dass wir uns davon befreien müssten oder in der Hölle landen würden.“ Braga lebt in der Nordzone Rio de Janeiros, die von Armut und Gewalt geprägt ist. Auch sie sei lange Zeit gar nicht in die Kirche gegangen – bis sie Gladstones Gemeinde kennenlernte. Mehrmals in der Woche besucht sie nun die Gottesdienste. „Nach und nach habe ich verstanden: Gott liebt mich genau so, wie ich bin.“ Das glaubt auch Pastor Gladstone. Er hat ein Buch veröffentlicht, der Titel: „Bibel ohne Vorurteile“. Darin vertritt er die Überzeugung, dass die Bibel Homosexualität nie verurteilt habe. Jesus, so schreibt er, habe stets an der Seite von Minderheiten gestanden, unter den Entrechteten gelebt.
Marcos Gladstone, Pastor
Neben den Gottesdiensten bietet die Kirche zahlreiche Aktivitäten an. Die Kirche fördert Adoptionen, gibt Eltern praktische Unterstützung. Sie arbeitet auch mit einem Waisenhaus für HIV-positive Kinder, einem Altenheim und einer Favela in der Nähe zusammen. Braga leitet eine Tanzgruppe. Sie hat hier mehr als nur spirituellen Halt gefunden. „Ich fühle mich hier sehr willkommen – durch Gott und durch die Gemeinschaft.“
Doch die progressiven Christ*innen sind immer noch eine kleine Minderheit. Und die traditionellen Kirchen gewinnen zunehmend politischen Einfluss. Der Höhepunkt der unheiligen Allianz zwischen Religion und Politik war die Amtszeit des rechtsextremen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro. Obwohl Bolsonaro offiziell katholisch ist, suchte er gezielt die Nähe zu evangelikalen Gemeinden. Er ließ sich medienwirksam im Jordan taufen, war gefeierter Gast auf Kanzeln, und wurde von einem Star-Pastor mit seiner dritten Ehefrau getraut. Zum ersten Mal unterstützten alle großen evangelikalen Kirchen gemeinsam einen Kandidaten – nämlich Bolsonaro, der passenderweise den Mittelnamen „Messias“ trägt. Dass der zweifach geschiedene, Knarre schwingende Rüpel nicht ganz der himmelblauen Traumwelt der Evangelikalen entspricht, erschien zweitrangig. Wichtiger waren klare Vorstellungen, die er mit ihnen teilt: Ablehnung von Homosexualität, Kampf gegen Abtreibungen, Verteufelung des Feminismus. Auch in Krisenzeiten, wie während der Coronakrise, mobilisierten Pastor*innen Unterstützung für Bolsonaro. Dieser bedankte sich – mit Steuererleichterungen, politischem Einfluss und Posten.
Jair Bolsonaro wurde im Dezember 2022 abgewählt und inzwischen sogar vom Wahlgericht verurteilt. Er darf bei kommenden Wahlen nicht mehr antreten. Doch sein politisches Erbe wirkt weiter. „Die evangelikale Interessenvereinigung hat immer noch erheblichen Einfluss. Heute haben wir einen der konservativsten Kongresse aller Zeiten“, sagt die investigative Journalistin Andrea Dip. Sie hat ein Buch über den Einfluss bibeltreuer Christ*innen auf die brasilianische Politik geschrieben.
Brasilien wird seit Anfang 2023 von einer Mitte-links-Regierung unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva geführt. Dieser weiß: Ohne die Evangelikalen geht es nicht. „Sein Verhältnis zu den Kirchen reicht weit zurück und war immer geprägt von Phasen der Annäherung und der Distanzierung“, erklärt Dip. In früheren Wahlkämpfen erhielt seine Arbeiterpartei Partido dos Trabalhadores durchaus Unterstützung aus religiösen Kreisen.
Auch im Wahlkampf 2022 unterschrieb Lula einen offenen Brief an Evangelikale. Darin sprach er sich gegen Abtreibung aus. Und er erklärte, Unisex-Toiletten seien „eine Idee, die nur vom Satan stammen könne“. Begriffe wie „Gott“, „Glaube“ und „Wunder“ tauchen nun häufiger in seinen Regierungsansprachen auf. Im letzten Jahr setzte die Regierung einen nationalen Tag für Gospelmusik um, auch sprach sich Lula für Steuerbefreiungen für religiöse Organisationen aus. Gleichzeitig bleiben zentrale Forderungen progressiver Bewegungen außen vor. Ein Vorstoß zur Liberalisierung des restriktiven Abtreibungsrechts ist bislang nicht geplant – trotz des Engagements einiger Regierungsmitglieder. Lula weiß, dass die Evangelikalen demografisch wachsen und bei künftigen Wahlen eine noch größere Rolle spielen werden.
„Seit Beginn seiner Amtszeit bemüht sich Lula, die Evangelikalen zu umgarnen – bislang jedoch ohne großen Erfolg“, sagt Dip. Der Schulterschluss zwischen der extremen Rechten und den großen Kirchen sei zu eng. Das zeigte sich auch im März dieses Jahres. Der prominente Pastor und christliche Influencer Silas Malafaia stand Seite an Seite mit Ex-Präsident Bolsonaro auf einem Lautsprecherwagen am weltberühmten Copacabana-Strand. Vor der Bühne: ein Meer aus grün-gelben Flaggen, Gebete, Parolen, Schweiß. Malafaia, Organisator des Protests, forderte eine Amnestie für die Beteiligten am gescheiterten Putschversuch vom Januar 2023. Und er wetterte lautstark gegen den Lula. Zwar blieb die Zahl der Demonstrierenden hinter den Erwartungen zurück, doch die Unzufriedenheit mit der Regierung wächst, auch unter den Evangelikalen. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha zufolge bewerten 49 Prozent der evangelikalen Befragten Lulas Regierung als „schlecht“ oder „sehr schlecht“.
Es ist davon auszugehen, dass die Kirchen auch bei den kommenden Wahlen wieder eine zentrale Rolle spielen werden. Linke Politiker*innen versuchen, das religiöse Lager nicht kampflos der Rechten zu überlassen. Ein Teil der katholischen Kirche in Brasilien steht historisch an der Seite der Arbeiterbewegung und der sozialen Bewegung. Währenddessen sind evangelikale Strömungen stark von nordamerikanischen Evangelikalen beeinflusst. Diese haben oft enge ideologische Verbindungen zu stramm konservativen Republikanern. „Progressive Kirchen gibt es in Brasilien durchaus, aber sie sind noch eine Minderheit und ein sehr neues Phänomen“, sagt die Journalistin Andrea Dip.
Nach dem Gottesdienst geht Marcos Gladstone durch die Kirche. Er öffnet die Tür zu einem Raum, der wie eine Kita aussieht. Überall liegen Spielsachen und Kinderbücher verstreut „Das ist unsere Sonntagsschule, in der biblische Geschichten vermittelt werden. Dort drüben erklären wir Adam und Eva und die Geschichte mit dem Apfel.“ Mittlerweile, erzählt Gladstone, kommen auch einige Nicht-LGBTIQ in seine Kirche. Sein Ziel sei schon immer gewesen, eine Gemeinde für alle Menschen zu leiten. Kontakt zu den anderen großen Gemeinden gibt es jedoch nicht. Diese hätten schlicht kein Interesse daran, würden sie ohnehin nicht als Kirche anerkennen. Gladstone ist das egal. „Wenn Jesus heute hier wäre – er würde in unsere Kirche kommen.“
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