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Google Instant PreviewGut für User, doof für Verleger

Googles neue Vorschau-Funktion ist urheberrechtlich in einer Grauzone. Aus Sicht der Nutzer ist sie komfortabel - weil sie Fehlklicks erspart.

Die Screenshots von "Google Instant Preview" das Design der Webseiten, Fotos und Texte. Und die Leistungsschutzrechte? Bild: screenshot/google

Google hat mal wieder was Neues: "Instant Preview" heißt die Funktion, die der Suchmaschinenkonzern in der vergangenen Woche vorgestellt hat: Wer auf eine kleine Lupe neben den Suchergebnissen klickt, bekommt automatisch einen Screenshot der Seite eingeblendet. Aus Sicht der Nutzer ist das komfortabel - weil es Fehlklicks erspart. Aus Sicht des deutschen Urheberrechts dringt der Suchmaschinenkonzern einmal mehr in eine Grauzone vor, wie Adrian Schneider, Jurist und Autor des medienjuristischen Blogs telemedicus.info, meint.

"Diese Screenshots tun keinem so richtig weh, das spielt aber für das Urheberrecht keine Rolle", sagt Schneider. So könnte die Darstellung eines Screenshots auf der Google-Suchseite bereits als "Vervielfältigung" gelten, auch wenn man die Texte darauf kaum erkennen kann. Probleme könnten sich auch ergeben, wenn die gesamte Webseite urheberrechtlich geschützt ist. Das leitet Schneider aus Urteilen zum Umgang mit Thumbnails und Screenshots im Netz ab.

Schneider erwartet, dass Zeitungsverlage versuchen werden, gegen "Google Instant Preview" vorzugehen. Denn im Zusammenhang mit dem Versuch, Leistungsschutzrechte für die eigene Branche einzuführen, wollen sich einige Verleger schon länger von Google für die kurzen Sätze bezahlen lassen, mit denen "Google News" Artikel ankündigt und auf sie verlinkt. Die Screenshots von "Google Instant Preview" gehen da noch weiter: Sie zeigen das Design der Webseiten, Fotos und Texte.

Derzeit liegen in Deutschland noch keine Beschwerden gegen Instant Preview vor, sagt Schneider. "Aber es ist wahrscheinlich, dass da etwas kommen wird." Und sei es nur, um sich im Kampf für ein Leistungsschutzrecht mit weiteren Argumenten gegen Google zu bewaffnen.

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7 Kommentare

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  • M
    martin

    @ gattinasteffi

     

    a) Ob ohne Patentschutz derjenige automatisch zum Millionär würde, der ein Mal eine gute Idee hat, ist nicht der Kern der Sache. Die eigentliche Frage ist, ob Patentschutz Innovationen anregt oder behindert. Ich bin der Überzeugung, dass letzteres der Fall ist. Würde ein Erfinder seine Idee geheim halten, wenn er damit nicht automatisch zum Millionär wird? Ich würde sagen, nein.

     

    b) Ich wage stark zu bezweifeln, ob der Erfinder in Ihrem hypothetischen Szenario nach geltendem Recht wirklich besser dastünde. Wenn ein Unternehmen nämlich seine Idee "stehlen" würde (ob man Ideen stehlen kann sei einmal dahingestellt) sähe er sich der geballten Rechtskraft der Industrie gegenüber. Die gewaltigen Patentbestände bei allen großen Konzernen liefern jede Menge Munition für Gegenklagen. Patentkriege zwischen Unternehmen sind Gang und Gäbe - als Privatperson ist man chancenlos, 'Erfinder' ein gefährlicher Beruf (siehe Programmierer und Softwarepatente).

     

    c) Ich habe im Übrigen nicht geschrieben, dass Patent- und/oder Urheberrecht (zwei Dinge, die man eher nicht in einen Topf werfen sollte) 'abgeschafft' werden sollten - obwohl einiges dafür spräche. Ich habe von 'Reform' gesprochen, weil ich der Meinung bin, dass Sie in ihrer jetzigen Form in einer digitalen Welt nicht funktionieren, sondern Schaden anrichten.

  • G
    gattinasteffi

    @martin:

    Hofentlich haben Sie demnächst eine Idee, die viele Unternehmen Millionen einsparen lässt. Dann möchte ich Ihren Kommentar hören, wenn die Firmen Ihre Idee übernehmen, ohne sich um Urheber- und Patentrechte zu kümmern.

  • T
    tricon

    Tja Google greift auch gerne auf alte Ideen zurück.

    Für Firefox gibt es schon lange solch ein addon der dies auch erledigt.

    Nennt sich SearchPreview aka GooglePreview

  • M
    martin

    Das sagt mehr über das deutsche Urheberrecht aus als über Google oder die Verleger.

    Es ist Zeit für eine grundlegende Reform, bei der die alten Zöpfe abgeschnitten werden. Man bedenke: Urheber-, Patent- und ähnliche 'Rechte' sind nicht naturgegeben sondern künstliche staatliche Eingriffe die unter bestimmten gesellschaftlichen und technologischen Rahmenbedingungen wohlfahrtssteigernd wirken mögen, unter anderen hingegen sogar schädlich sind.

    Fortschritt bringt mitunter mit sich, dass alte Industrien durch neue ersetzt werden. Das Unvermeidliche mittels immer mehr Gesetzen hinauszuzögern freut zwar die Lobbies, schadet aber der Allgemeinheit.

  • M
    manuel

    sollen die armen Verleger Goolge & Co. halt von ihrer Seite aussperren. Selbst ein unterbelichteter Webseite-Administrator schafft das in einer Stunde. Machen die natürlich nicht, weil die massiv von Google & Co. profitieren.

  • TR
    Tim R.

    Typisch Zeitungsverlage!

     

    Allen Voran Springers BILD-Familie, aller wollen sie nicht einsehen, dass ihre Bedeutung in der neuen Welt der elektronischen Medien im Kampf gegen Blogs, Twitter & Co schrumpft.

     

    Google ist das Produkt für den kleinen Mann, für den Arbeiter für den innerlichen Sozialisten! Denn Google behandelt alle gleich und versucht Wissen aus den eisernen Zwängen der alten Garde zu entreißen und frei an jeden zu verteilen. Ich hoffe, dass eine Klage gegen Google ausbleibt oder einen Erfolg Googles nach sich ziehen wird.

  • J
    Jonas

    Gut für die User? Ich möchte es bezweifeln! Mir jedenfalls erspart die Vorschau nur in dem Fall den "Fehlklick", in dem ich die Seite mit einer anderen verwechsle, weil ich mich an die Adresse nicht mehr erinnern kann. Googles personifizierter Suche sei Dank passiert das aber kaum noch.

     

    Deutlich relevanter schätze ich aber den Nachteil im Sinne der Ressourcen-Nutzung ein: Müssen die Millionen Vorschaubilder nicht auf einem der vielen Google-Server gespeichert werden und regelmäßig aktualisiert werden? Oder werden sie gar bei jeder Google-Suche neu erstellt? In beiden Fällen geht von dem Feature ein enormes Ausmaß an Traffic aus. Und Traffic heißt Datenübermittlung, Serveraktivität, Stromverbrauch.

     

    Eine (!) Google-Suche braucht – ohne die Bilder-Vorschau – laut Strato-Schätzung jetzt schon so viel Strom wie der einstündige Betrieb einer 11-Watt-Energiesparlampe. Das werden die lustigen bunten Bilder locker toppen!