Gojko Kacar, HSV-Neuzugang : Der Vielseitige
stammt aus Serbien und wechselt nach zwei Jahren bei Hertha BSC zum Hamburger SV Foto: dpa
Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde in Berlin unentwegt von „polyvalenten Spielern“ gesprochen. Der Trainer Lucien Favre war der Urheber dieser Sprachmode, als man bei Hertha noch von der Champions League träumte, und eigentlich wollte er nichts anderes damit sagen, als dass er vielseitige Spieler brauche – solche wie Gojko Kačar.
In den serbischen Juniorenauswahlteams hatte sich Kačar gleichermaßen als Innenverteidiger und hängende Spitze bewährt. Seine Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld durfte er zuweilen auch bekleiden. So kratzte die verschuldete Hertha bereits im Januar 2008 drei Millionen Euro zusammen, um das Team mit diesem polyvalenten Musterknaben zu verstärken.
Und es gab Tage, da hatten die Berliner ihre helle Freude an Kačar. Mit seiner Zweikampfstärke stabilisierte der serbische Nationalspieler die Defensive, mit seinem dynamischen Antritt vermochte er unversehens Räume in der gegnerischen Hälfte zu schaffen und mit seiner Sprungkraft und Kopfballstärke war er als Vollstrecker Gold wert. Denn er traf auch in wichtigen Spielen. Im letzten August etwa, als die klamme Hertha um den Einzug in die Hauptrunde der Europa League bangte, rannte der 1,85 Meter große Fußballprofi gleich zweimal in den Strafraum, schraubte sich um einen Kopf höher als seine Gegenspieler in die Luft und beförderte den Ball wuchtig ins Tor. Seine beiden Treffer sicherten Hertha das Weiterkommen.
Damals träumte Manager Michael Preetz wahrscheinlich davon, für Kačar einmal einen zweistelligen Millionenbetrag zu erlösen, zumal italienische Vereine Interesse an dem heute 23-Jährigen bekundet hatten. Nun schätzt man sich bei Hertha BSC nach langen Verhandlungen mit dem Hamburger SV glücklich, dass man für Gojko Kačar möglicherweise 7,5 Millionen Euro erhalten wird. Sofort werden für den HSV 5,5 Millionen Euro fällig, eine weitere Million muss beim Erreichen eines europäischen Wettbewerbs gezahlt werden. Das Gleiche gilt für den Fall eines Weiterverkaufs.
Hertha hat mit Kačar auch viele trübselige Tage erlebt. Seine Krankenakte dürfte die umfangreichste des Vereins sein. In den letzten zweieinhalb Jahren fiel er wegen Rücken- und Knieproblemen, Achillessehnenreizung, Schienbeinbruch und Muskelfaseranriss häufig aus. Kačar ist keiner, der sich durchbeißt, wenn er angeschlagen ist. „Ich brauche für mein Spiel die absolute Fitness“, sagt er. In der Abstiegssaison kamen von ihm nur wenig Impulse. Im Team gilt er eher als stiller Typ. Er macht ohne zu murren all das, was von ihm verlangt wird.
Unter Friedhelm Funkel verließ er zeitweise seine geliebte Position im defensiven Mittelfeld und half als Stürmer aus. Doch den Abstieg konnte Hertha auch mit Gojko Kačar nicht abwenden. JOHANNES KOPP