Gewalt gegen Berber : Fußabtreter der Gesellschaft
Drei registrierte Angriffe auf Obdachlose in Hannover in einem Vierteljahr – das ist beunruhigend, nicht nur wegen der Häufung, sondern auch wegen des Tatmusters: Zweimal waren Russlanddeutsche beteiligt. Der Verdacht liegt nahe, dass hier Unterprivilegierte ihren Frust an Menschen auslassen, die vermeintlich in der gesellschaftlichen Hierarchie noch weiter unten stehen.
Kommentarvon Jan Kahlcke
Zweimal haben die Täter ihre feigen Angriffe dokumentiert. Es handelt sich also offensichtlich nicht um spontane Gewaltausbrüche, sondern um Taten, mit denen sich die Schläger im Nachhinein brüsten wollen. Das Milieu, in dem man dafür Applaus bekommt, möchte man sich nicht vorstellen.
Daran, im übertragenen Sinne der Fußabtreter der Gesellschaft zu sein, haben sich viele Berber längst gewöhnt. Respektlosigkeiten aller Art erleben sie jeden Tag. Die Welle der Brutalität gegen Obdachlose zeigt nun in aller Härte: Diese Menschen sind schutzlos in jeder Hinsicht. Nicht einmal die körperliche Unversehrtheit ist ihnen sicher. Ein Staat, der sie garantieren will, könnte das am einfachsten tun, indem er mehr gegen die Wohnungslosigkeit täte. Obdachlose aus den Innenstädten zu verbannen ist dagegen ein denkbar falsches Signal. Es bedeutet, für alle sichtbar: „Ihr seid Menschen zweiter Klasse.“