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Archiv-Artikel

Gewalt an Schulen Zahlen müssen weiter steigen

Was genau ist an den Schulen los? Dass die von Jahr zu Jahr wachsende Zahl gemeldeter Gewaltvorfälle nur eine Folge zunehmender Sensibilität ist, würde man ja gerne glauben. Und die überraschend unterschiedlichen Zahlen, die aus den Bezirken gemeldet werden, legen diesen Schluss nahe: Hier wird aufgeklärt, geholfen und gemeldet, dort gemauert und geschwiegen. Aber die Meldungen von geplagten LehrerInnen, die sich mit Brandbriefen an die Öffentlichkeit wenden, von Schülern, die durch unbekannte Eindringlinge mit Messern verletzt werden, wecken doch wieder Zweifel.

KOMMENTARVON ALKE WIERTH

1.573 Meldungen über Vorfälle wie Bedrohung, Körperverletzung, sexuelle Gewalt, Sachbeschädigung oder Raub. Das entspricht, wenn man die Wochenenden und die Ferientage abzieht, ungefähr 8 pro Tag. Das sind zu viele – auch wenn Berlin über 800 Schulen und mehr als 320.000 SchülerInnen hat. Es sind zu viele, weil wir alle uns wünschen, dass Schulen für Kinder sichere Orte sind, an denen neben Wissen auch ein sozialer Umgang eingeübt wird.

Wenn es stimmt, dass die Zahlen nichts weiter als eine zunehmende Sensibilität gegenüber dem Thema abbilden, dann sollten wir uns eigentlich wünschen, dass sie weiter steigen und so ein zunehmend realistisches Bild von den Zuständen an den Schulen liefern. Denn nur so kann Forderungen nach mehr Unterstützung für LehrerInnen, SchulleiterInnen, ErzieherInnen Gewicht verliehen werden. SchulleiterInnen, die Gewaltvorfälle an ihren Einrichtungen verschweigen, sabotieren das.

Aber auch wenn die Sensibilisierungsthese falsch ist und die Zahlen tatsächlich eine in den vergangenen Jahren geradezu eskalierende Zunahme von Gewalttaten abbilden sollten, wäre der Senat gut beraten, mehr Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wo wir sonst in den kommenden Jahren landen, ist anhand der Statistik leicht auszurechnen.