Gerda Gmelin ist tot : Ende eines Theaterlebens
Die Hamburger Schauspielerin und ehemalige Theaterleiterin Gerda Gmelin ist tot. Sie starb gestern nach schwerer Krankheit 83-jährig im Israelitischen Krankenhaus.
Mit viel Experimentierfreude hatte Gmelin das „Theater im Zimmer“ in Pöseldorf rund 50 Jahre lang bis zur Schließung der Bühne 1999 geführt. Bekannte Darsteller wie Ulrich Wildgruber und Boy Gobert oder auch Regisseure wie Hans Neuenfels und Günther Rennert begannen ihre Karriere an Gmelins Theater.
Die am 23. Juni 1919 in Braunschweig Geborene stand schon mit 15 auf der Bühne. 1937 begann sie ihre Schauspielausbildung am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und tingelte anschließend durch die Provinz. Nach dem Krieg kehrte Gerda Gmelin in die Hansestadt zurück, wo ihr Vater in einer Privatwohnung das Theater im Zimmer gegründet hatte. 1952 zog das Theater in eine klassizistische Villa in Pöseldorf um, 1959 übernahm Gerda Gmelin nach dem Tod ihres Vaters die Leitung der Bühne.
Mit avantgardistischen Spielplänen zeigte die Künstlerin Mut zum Experiment und erregte unter anderem 1967 mit der Neuenfels-Inszenierung von Brechts „Baal“ bundesweit Aufsehen. Eine ihrer Glanzrollen war die Magd Zerline in „Erzählung der Magd Zerline“ nach Hermann Brochs Roman „Die Schuldlosen“.
Auch im Fernsehen war Gmelin häufig zu sehen. 1988 in der Verfilmung von Ralph Giordanos Roman „Die Bertinis“ ebenso wie im „Tatort“. Die nur 1,58 Meter große Schauspielerin mit dem bärbeißigen Humor und dem weißen Zopf trat nach der Schließung ihrer eigenen Bühne noch mehrfach in anderen Hamburger Privattheatern auf, so als Maude in „Harald und Maude“ am Ernst-Deutsch-Theater. Zuletzt stand sie als „Winnie“ in Becketts „Glückliche Tage“ in der Komödie Winterhuder Fährhaus auf der Bühne. LNO / TAZ