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Archiv-Artikel

Gerd Augustin empfiehlt Spencer Davis Group

Mein persönlicher Konzert-Tipp für das kommende Wochenende ist ein Ausflug in das Haus, das seit Jahren die lebende Legenden der guten alten Beat-Zeiten präsentiert – die Music Hall in Worpswede, selbst wenn es manchmal nur Fragmente von Legenden sind, die hier ihre Rock-Rente aufbessern. Als ich 1965 den BeatClub von Radio Bremen moderierte, weihten wir in der neu erbauten Bremer Stadthalle die Reihe von Bremer Beat-Festivals mit neuen internationalen Talenten und aktuellen Hitparadenstürmern ein. Hierzu gehörten Gruppen wie „The Equals“, die „Kinks“, „Cream“ und die „Spencer Davis Group“, die gerade mit ihrem „Keep On Running“ die Nummer eins in England waren. Spencer Davis hatte einige Zeit in Berlin gelebt und sprach fließend Deutsch. „Gimme Some Lovin‘“, „I‘m A Man“ und „Somebody Help Me“ – das war die ID für den Namen und die „Spencer Davis Group“, die den erst 17-jährigen Stevie Winwood an Klavier und Gesang und seinen drei Jahre älteren Bruder Muff Winwood am Bass, Pete York am Schlagzeug und als Namensgeber und Gründer der Band den Gitarristen Spencer Davis aus Birmingham zum ersten Mal in Deutschland präsentierte. Dieser Auftritt wurde einem weltweiten Publikum im Februar 1966 in Radio Bremens BeatClub schmackhaft gemacht. Das herausragende Talent, die Stimme und Persönlichkeit von Stevie Winwood, der wie ein junger Ray Charles klang, waren nicht zu übersehen, und so hielt diese Formation auch nur eine sehr begrenzte Zeit, nachdem sich hinter den Kulissen der so oft mit dem Erfolg verbundene Streit ums Geld entwickelte. Die Band brach auseinander und Stevie Winwood wurde ein „man for all seasons“. Zunächst bei Traffic, dann bei Blind Faith und schließlich als Solist. Und Spencer Davis? Der zog nach Amerika, gründete eine Familie, arbeitete in Los Angeles bei verschiedenen Plattenfirmen als Promoter, um zwischenzeitlich mit dem Gitarristen Peter Jamison als Duo mit einem Folk-Blues-Repertoire durch die Lande zu tingeln. Irgendwann besann er sich wieder auf seinen Namen und seine Musik. Was daraus geworden ist, kann man am Samstag erleben. Lassen wir uns überraschen!

Samstag, 21 Uhr, Music Hall Worpswede