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Genoss*innen tagen zur Lage der taz Auch die anderen im Blick haben

Stabile Zahlen, schwierige Flugreisen und eine neue Aufsichtsrätin – Eindrücke von der Versammlung der taz Genoss*innen 2024.

Aufsichtsräte*innen: Hermann-Josef Tenhagen, Astrid Deilmann und Jens Pohlmann Foto: Piero Chiussi

taz Genossenschaft | Die taz hat eine neue Aufsichtsrätin. Nach vier Wahlgängen der Genossenschaftsversammlung am Samstag, 14.09., im Berliner Festsaal Kreuzberg setzte sich Astrid Deilmann gegen Franziska Heine und Lena Marbacher durch, nachdem die drei Kandidatinnen im ersten Wahlgang fast gleichauf gelegen hatten. Deilmann ist geschäftsführende Vorständin bei Campact und folgt auf Nina Schoenian, die wegen anderer Aufgaben nach drei Jahren nicht wieder kandidierte.

Im kommenden Jahr wird erneut gewählt, weil der langjährige Aufsichtsrat Hermann-Josef Tenhagen dann ausscheidet. Von Genoss*innen vor Ort und im Chat wurde der Wunsch geäußert, dass die beiden unterlegenen Kandidatinnen dann wieder antreten mögen.

Außerdem wurde Bascha Mika als Kuratoriumsmitglied auf Lebenszeit für die taz Panterstiftung gewählt.

Diskussionen gab es derweil um die Forderung des Genossen Stefan Müller, bei den taz-Reisen keine Flüge mehr anzubieten. Humboldt-Universitäts-Professor Müller argumentierte, von der taz beworbene Flugreisen unterminierten die Berichterstattung, in der es um die unbedingt nötige Reduktion von CO2 geht. „Als würde die Drogenhilfe ihre Arbeit mit dem Verkauf von Kokain finanzieren“, sagte Müller.

Fliegen auf taz Reisen noch tragbar?

Und: Der CO2-Ausstoß müsse eh auf null reduziert werden – dann kann auch nicht mehr geflogen werden. Thomas Hartmann, Leiter von taz Reisen, verteidigte die Flüge: Gerade Länder des Globalen Südens und die Lebensumstände dort müssten erfahrbar gemacht werden. „Wir sollten stolz sein, ein solches Angebot entwickelt zu haben“, so Hartmann. „Das sollte weitergemacht werden.“

Die Mitglieder waren im anschließenden Stimmungsbild eher gespalten: 54 Prozent sind für die Forderung, von der taz organisierte Flugreisen abzuschaffen, 37 Prozent dagegen. Das Ergebnis soll in künftige Überlegungen zum Thema einfließen. Eine interessante Idee wurde im Chat genannt, obgleich als Frage formuliert: Bietet die taz eigentlich auch umgekehrt Reisen für Menschen aus dem Globalen Süden an?

Finanziell sieht es gut aus

Harter Themenwechsel: Finanziell steht die taz gut da. 11,5 Millionen Euro liegen auf dem Konto, fast 2 Millionen mehr als im Vorjahr. Aber: Es bestehen weiterhin Darlehen von Genoss*innen, ein Bankkredit und die Sanierung des alten taz-Gebäudes in der Rudi-Dutschke-Straße werden 6 Millionen Euro kosten.

Und 2023 sind es wieder 2.000 Printabos weniger geworden, während Druck- und Vertriebskosten weiter steigen und zum Beispiel die Speditionskosten für die Auslieferung unabhängig von der Auflage mit 1,2 Millionen Euro gleich bleiben. In Summe gehen die Erträge aus dem Printgeschäft zurück, jene aus Zukunftsprodukten (E-Paper, taz zahl ich (tzi), wochentaz) nehmen aber zu, erläuterte Geschäftsführer Andreas Marggraf.

Für das Aus der täglichen gedruckten Zeitung

Die Zahl der tzi-­Un­ter­stüt­ze­r*in­nen ist im vergangenen Jahr um mehr als 7 Prozent gewachsen, und die Auflage der wochentaz hat sich über Plan entwickelt. Andere Gelder werden künftig fehlen. Ein Vertrag mit dem Facebook-Mutterkonzern Meta wurde gekündigt, und die Wirtschaftsförderung für den taz Neubau ist ausgelaufen. Die Zahlen sprechen also für das Aus der täglichen gedruckten Zeitung.

Aber auch bei diesem emotionalen Thema haben die Ge­nos­s*in­nen andere im Blick: Was denn dann aus den Knastabos werde, wurde gefragt. „Die wochentaz wird weiter an die Gefängnisse geschickt, und wir hoffen auf digitale Lesegeräte für die Häftlinge“, sagte Marggraf dazu.

Der Genossenschaftsanteil ist mit 500 Euro so viel wert wie die Einlage. Das ist erst zum zweiten Mal in der Geschichte der taz-Genossenschaft der Fall.