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Archiv-Artikel

Ga, Pa, Izzy, Sukki, Nokki, Lekki, Breno et al Grammatik? Geht steil!

Die rätselhafte Welt des Sports

ACHIM BOGDAHN

Kein Sportereignis ohne Maskottchen. Viele erinnern sich noch an Waldi von den Olympischen Spielen in München 1972, einen blaugrünen, anatomisch völlig unproportionalen Stoffdackel, der mindestens 20 Rippen zu viel hatte. Dann gab es Izzy, das Maskottchen von Atlanta 1996, eine psychedelische Schreckensfigur, die aussah, als hätte sie Stephen King auf verdorbenem LSD erdacht. 1998 in Nagano folgten vier ulkige Uhus namens Sukki, Nokki, Lekki und Tsukki, die für versehentlich zusammengenähte Plüsch-Geldbeutel gehalten wurden. Neve und Gliz, die Maskottchen der Spiele von Turin 2006, waren ein Fall für den Sportgerichtshof: ein stilisierter Eiswürfel und ein Schneeball, die wie zwei psychisch gestörte Marshmellows nach zwanzig Dosen Red Bull aussahen.

Das alles wurde getoppt von Beibei, Jingjing, Huanhuan, Yingying und Nini in Peking 2008: eine bizarre Mischung aus bunten Fischen, Schwalben, Antilopen, Pandas und der olympischen Flamme, ungute Voodoo-Kobolde, von denen Kinder schlecht träumen. Die Chinesen machen diese Fabelwesen bis heute verantwortlich für Erdbeben, Flutkatastrophen oder die Unruhen in Tibet. Von Goleo, dem schlafmützigen Löwen ohne Hose zur WM 2006 hierzulande, wollen wir gar nicht reden.

Auch die Ski-WM hat zwei Maskottchen, Ga und Pa, zwei grenzdebile Plüschschneebälle, von denen man allerdings nichts befürchten muss: Der deutsche Zoll hat im Vorfeld einen ganzen Container voll mit Gas und Pas beschlagnahmt und auf Sprengstoff und Rauschgift untersucht. Irgendjemand muss denen den Tipp gegeben haben, die Lieferung habe „irgendwie mit Schnee“ zu tun. Man fand aber nichts. Nicht mal Bestechungsgelder fürs IOC. So wird das nichts mit München 2018.

Auch der brasilianische Jungverteidiger Breno vom FC Bayern wäre fast als Maskottchen geendet, doch nun spielt er regelmäßig Fußball. Leider kann er nach drei Jahren Bayern nur die deutschen Wörter: „Holger“, „Badstuber“ und „Sorry!“. Im Interview hat er jetzt von seinem Deutschunterricht erzählt: „Ich gehe hin, mache meine Übungen, lerne meine Vokabeln – und am nächsten Tag habe ich sie schon wieder vergessen. Es ist wie verhext. Aber ich will es ja lernen – und habe mir auch eine Strategie überlegt. Meine Frau und ich begeben uns regelmäßig in Situationen, in denen wir gezwungen sind, Deutsch zu sprechen.“ Was kann das sein? Ein Urlaub auf Mallorca?

Ganz anders der Argentinier Martin Demichelis: Der ist bekanntlich durch Breno mehr als flüssig geworden (überflüssig), hat beim FC Malaga angeheuert und verabschiedete sich mit einem seitenlangen offenen Brief von den Bayern-Fans, in dem er Sätze wie diesen benutzte: „Nachdem dieser Wechsel innerhalb kürzester Zeit und während der Winterpause vonstatten gegangen ist, ist es mir jetzt ein großes Bedürfnis, euch allen meinen Dank für die freundliche, sportliche und insbesondere persönliche Behandlung auszusprechen, die mir in den vergangenen Jahren als Teil dieses großen Vereins entgegengebracht wurde. Servus und bis bald. Euer Martin Demichelis“

Wow! Beim nächsten offenen Brief von Demichelis erwarten wir noch kompliziertere deutsche Schachtelsätze, wie etwa: „Das Verhalten von Louis van Gaal hat mir paradigmatisch die Dichotomie des modernen Profifußballs offenbart, den antithetischen, ja nachgerade antagonistischen Zwiespalt zwischen Authentizität und Inszenierung und das Nebeneinander von Sein und Wesen in einem hegelschen Sinne, was mich, liebe Fans, perspektivisch die Sinnlosigkeit der Fortsetzung meines Engagements antizipieren ließ. Euer Martin Demichelis. PS: Habt ihr schon das neue geile Pro Evolution Soccer 11 für die Playstation? Geht derbe steil!“