GRENZGÄNGER : Mit Schmackes und Eleganz
STEPHAN REINHARDT
2009 „Edel Stahl“ Müller-Thurgau „Hasennest“ Franken trocken, Winzerhof Stahl
Die Tauberzeller Lage Hasennestle ist weithin unbekannt, aber seit Christan Stahl ein wahres Kleinod für einen der besten Müller-Thurgau-Weine weltweit. Die Lage befindet sich im fränkischen Seitental des ansonsten zumeist württembergischen oder gar badischen Taubertals und ist, solange nicht Sommer ist, praktisch ständig frostgefährdet. Ansonsten aber ist sie genial: extrem steil und extrem steinig und mit großartigem Muschelkalkboden gesegnet. Die Weine von hier taugen entweder gar nicht oder aber sind – wie der 2009er – hervorragend. Mittleres Grüngelb. Herrlich klare und frische Fruchtaromen, höchst animierend und durchaus konzentriert. Feinrassiger Auftakt mit festem Fleisch und klarer Frucht, pikant-salzige Rasse, reichhaltiger Körper, langer Nachhall. Ein großer, sinnlicher, vollmundiger Müller mit Schmackes, Ausdruck und toller Intensität. Kaufzwang! Trinkzwang!
9,90 Euro im Weinstein, Berlin-Prenzlauer Berg, Lychener Str. 33, Tel. (0 30) 4 41 18 42, www.weinstein.eu
2009 Endinger Engelsberg Spätburgunder Rotwein trocken, Weingut Knab (Baden)
Deutsche Pinot Noirs, auch wenn sie Spätburgunder heißen, sind wirklich sonderbar. Ich verstehe jeden Kollegen, der beim Eintauchen des Rüssels in den mit deutschem Spätburgunder gefüllten Glaskelch denselben rümpft. Denn einen deutschen Spätburgunder erkennt man meistens schon am Bouquet. Oft ist es nicht ganz sauber (um nicht zu sagen: dreckig) und die Frucht, die Kirschen wahlweise in samtrote Rosenblätter oder orangefarbene Zwiebelschalen wickelt, erscheint etwas gekocht und wird häufig von rauchigen Barriquenoten, zuweilen auch Süßholz (also Lakritze) überlagert. Wohingegen ein erstklassiger französischer Pinot zumeist nach frischen Waldbeeren duftet. Und doch! Wenn auch die Nase des Endinger Burgunders vom Weingut Knab mich nicht wirklich zu fesseln vermag, so überzeugt doch der Gaumeneindruck. Reich ist der Wein, seidig, süßlich und rund, noch dazu elegant und fruchtintensiv. Und seine kakaoige Würze verleiht der dunkelbeerigen Körperfülle mit dem vergleichsweise kräftigen Tannin die passende exotische Note. Man sagt, 2009 sei ein geniales Pinot-Jahr gewesen – in Burgund, aber auch in Deutschland. Dieser Kaiserstühler Spätburgunder spricht nicht dagegen. Denn er ist erst der niveauvolle Einstieg in die bei guten Erzeugern wirklich faszinierende Welt deutscher Pinots – auch preislich.
10,95 Euro bei Rindchen’s Weinkontor, Berlin-Charlottenburg, Lerschpfad 4, Telefon (0 30) 30 20 36 05, www.rindchen.de