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GEW warnt DDR vor „Imitation“ des BRD-Bildungswesens

Bonn (adn) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der BRD hat eindringlich vor einer „bloßen Imitation“ des westdeutschen Bildungssystems in der DDR gewarnt. Das Bildungswesen in der DDR gleiche einem „Haus, das gründlich renoviert werden, nicht aber zerstört werden muß“, sagte GEW -Vorsitzender Dieter Wunder am Montag vor der Presse in Bonn.

Beispielsweise müsse die Versorgung der DDR-Bevölkerung mit Kinderhorten, soweit dies von Eltern verlangt werde, voll und ganz aufrecht erhalten werden. Kritik an psychologischen und pädagogischen Arbeitsformen in diesen Horten ändere nichts an der Tatsache, daß die DDR mit ihren pädagogischen Ganztagseinrichtungen familien- und sozialpolitisch einen sehr großen Vorsprung vor der Bundesrepublik habe.

Die Polytechnische Oberschule sollte nach Wunders Worten mit einer inneren Schulreform zu einer integrierten Gesamtschule umgewandelt werden. Die Entwicklung der Elternwünsche in der BRD mache deutlich, daß das gegliederte Schulsystem dort immer weniger Anhänger finde.

Bildung werde gegenwärtig in der DDR leider mehr unter dem Gesichtspunkt der Verwertbarkeit, weniger unter dem Aspekt der Bildung selbst gesehen, sagte Wunder weiter. Dies sei zwar angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage erklärbar, dennoch sollten die Verantwortlichen in der DDR auch die entsprechenden Fehlentwicklungen in der Bundesrepublik sehen. An die künftige DDR-Regierung richtete Wunder den Appell, möglichst wenig Strukturen für das neue Bildungswesen in einem zentralen Gesetz festzulegen, sondern den neu zu bildenden Ländern eigenen Gestaltungsspielraum zu überlassen.

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