GEHT’S NOCH? : Steife Briten
ERST DIE BBC, NUN ROTHERHAM: IN GROSSBRITANNIEN HÄUFEN SICH DIE MISSBRAUCHSSKANDALE. WAS IST DA LOS AUF DER INSEL?
Was ist bloß in Großbritannien los? In dieser Woche kam schon wieder ein Bericht heraus, der systematischen Kindesmissbrauch anklagt, geschehen diesmal im nordenglischen Rotherham. Dort hat eine Bande von Männern seit 1997 rund 1.400 Kinder und Jugendliche vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen. Elfjährige Mädchen wurden mit Alkohol willenlos gemacht, und wenn das nicht reichte, griffen die Täter zu brutaleren Methoden.
Polizei und Behörden wussten über das Ausmaß bereits seit 2005 Bescheid, aber sie unternahmen nichts, weil sie nicht als Rassisten gelten wollten. Denn bei den Tätern handelte es sich um Männer pakistanischer Herkunft. Seit wann aber schert sich die Polizei um ihren Ruf? Wer schwarz ist, muss im Gegensatz zu Weißen ständig damit rechnen, auf der Straße angehalten und durchsucht zu werden. Wenn man dann eine ungeschickte Bewegung macht, muss man darauf gefasst sein, erschossen zu werden: Die Liste der Opfer ist lang.
Sie ist allerdings nicht so lang wie die Liste der Missbrauchsopfer. Vor zwei Jahren veröffentlichte der Kinderschutzbund in Großbritannien einen Bericht, aus dem hervorging, dass innerhalb von zwölf Monaten fast 30.000 Kinder Opfer von Missbrauch waren. Und die Dunkelziffer sei hoch, warnte der Bund.
Bei der BBC haben sich Prominente seit mehr als 40 Jahren quasi offen an Kindern vergangen, in nordirischen und walisischen Kinderheimen war Missbrauch an der Tagesordnung, in den Krankenhäusern gingen Nekrophile ihrer Neigung nach, und Abgeordnete trieben es mit Jugendlichen.
Früher hieß es, dass bei den Briten höchstens die Unterlippe steif wird. Wie sie sich vermehrt haben, war lange Zeit ein Rätsel. Sind die Briten in Wahrheit eine Nation von Kinderschändern?
Vielleicht sollte die Regierung ein Gesetz verabschieden, das jeden erwachsenen Briten dazu verpflichtet, am „Ice Bucket Challenge“ teilzunehmen. Und zwar zwei Mal täglich.
RALF SOTSCHECK