GEBERKONFERENZ IN MADRID: BESTENFALLS EIN ANFANG FÜR IRAK-HILFE : Stabilität ist teurer
Der Irak wird kein freier und demokratischer Staat, wenn man ihm dabei nicht hilft. Muss er sich für die Hilfe aber erst legitimieren, indem er beweist, dass er zu diesem Wandel fähig ist? Die Frage gleicht der nach der Henne und dem Ei. Auf der Geberkonferenz in Madrid ist keine Antwort gefunden worden. Wer eine Meinung hatte, behielt sie, keiner der Zauerer und Skeptiker hat sich umstimmen lassen und in letzter Minute das Scheckbuch gezückt. Stattdessen haben alle addiert, was es nur zu addieren gab. Damit auch der spärlichste Beitrag ins rechte Licht gerückt werden konnte.
In Madrid wollte man nichts von deutscher Wirtschaftskrise hören, deswegen enttäuschte die Erklärung, Berlin sei mit 193 Millionen dabei. Dem gegenüber ließen die Nachbarn und Gegner des Saddam-Regimes sich nicht lumpen: Kuwait und Saudi-Arabien investieren jeweils über 1 Milliarde Dollar in die Zukunft des Iraks, und selbst der Iran hat interessante wirtschaftliche Vorschläge unterbreitet. Diese Staaten haben verstanden, was so mancher Skeptiker in Europa bisher nicht einsieht: Dass Stabilität in der Region – und über die Region hinaus – nur dann kommen kann und kommen wird, wenn das „Unternehmen Irak“ gelingt. Egal, ob man gegen den Krieg war oder nicht.
Solche Skeptiker begleiteten die Konferenz denn auch von Anbeginn mit Hähme und Ironie: Das nötige Geld werde nicht zusammenkommen, denn die Staaten seien nicht bereit, Washington blind zu folgen und ihm Geld für die Besatzung im Irak in den Rachen zu stopfen. Colin Powell brauchte nicht zu flunkern, als er versicherte, er habe nie erwartet, dass die gesamte Summe zusammenkomme. Wichtig sei, dass in Madrid überhaupt ein Anfang gemacht werde.
Dieser Anfang wurde gemacht. Man schuldete ihn den Irakern mehr als den Amerikanern – auch dies ein Missverständnis der Skeptiker. Schließlich sollte auch diesen klar sein, dass es in Madrid nicht darum ging, die Schäden des letzten Krieges zu reparieren. Es ging auch nicht um Folgen des Embargos. Sondern um die Schäden, die der Irak in drei Jahrzehnten Gewaltherrschaft und drei Kriegen davon getragen hat. PETER PHILIPP
Nahostexperte bei der „Deutsche Welle“