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G-7-Tagung zwischen Yen- Krise und Wiedervereinigung

■ Finanzminister und Notenbankchefs treffen sich am Samstag in Paris

Paris (dpa/taz) - Die Krise um den schwachen Yen sowie die Folgen der deutsch-deutschen Vereinigung für das Weltwährungsgefüge und die Zinsen stehen voraussichtlich im Mittelpunkt der Tagung der Finanzminister und Notenbankchefs der sieben wichtigsten westlichen Industriestaaten (G7) am Samstag in Paris. Teilnehmerländer der G7 sind die USA, Japan, Kanada, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien. Vor allem die USA dringen Pariser Beobachtern zufolge auf eine Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit, um inflationäre Folgen des Zinsanstiegs in Japan und der Bundesrepublik für die USA zu dämpfen.

In Paris wird jedoch eher mit einem Ende der Koordinierung der kurzfristigen Geld- und Währungspolitik, wie sie in den späten 80er Jahren üblich war, gerechnet. Hatten sich etwa bisher die Zentralbankchefs eher von Fall zu Fall auf eine Zusammenarbeit verständigt, um einzelne unliebsame Kursbewegungen zu korrigieren oder abzudämpfen, ist nun mit der Erarbeitung einer Art Katalog zu rechnen, anhand dessen Interventionen ausgelöst werden.

Im Gespräch ist außerdem die Konzentration der Bundesrepublik auf die Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Als Beispiel wird die kontroverse Diskussion zwischen der Bundesbank und den politisch Verantwortlichen in Bonn über den Umtauschsatz bei der Einführung der D-Mark in der DDR genannt, der einer Einigung der G7 über die Zinspolitik entgegenstehe.

Japan hofft zwar auf Unterstützung für die Stabilisierung des rasant an Wert verlierenden Yen, rechnet aber nach Pariser Einschätzung ebenfalls eher mit einer Diskussion innerhalb der G7 über langfristige Strukturfragen. Tokio werde deshalb die Yen-Krise alleine lösen und sich mit einer Hochzinspolitik gegen die Inflationsgefahr wappnen müssen, heißt es in Paris. Dies würde dem Louvre-Abkommen von 1987 entgegenlaufen, das eine Förderung der Binnennachfrage in Japan zum Ausgleich der Ungleichgewichte im Welthandel befürwortete.

Insgesamt dürfte die Entwicklung in den Reformstaaten Osteuropas ein weiteres zentrales Thema der Beratungen der Minister und Notenbankchefs sein. Sie werden in diesem Zusammenhang versuchen, offene Fragen und Unstimmigkeiten über die geplante Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Osteuropas), EBWE, zu klären. Hier geht es nach wochenlangen Auseinandersetzungen weiterhin darum, welche Anteile die Bankengesellschafter - und hier vor allem die USA und die Sowjetunion - halten dürfen. Am Montag gehen in Paris die Gründungsvorbereitungen weiter.

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