: Für Frauen normal -betr.: Reiner Elternwahnsinn", taz-Bremen vom 26.1.1998
Betr.: „Reiner Elternwahnsinn“, taz vom 26. 1.
Ich bin erfreut, daß die taz den Kindererziehungszeiten ihre Aufmerksamkeit schenkt und erkläre mich gerne bereit, Ihnen Frauen vorzustellen, die Arbeitszeiten und Einkommen für ihr Kind reduzieren, die Doppelbelastungen im Beruf und Familie bewältigen.
Natürlich haben diese Frauen niemals die Position eines politischen Beamten auf Zeit ausgefüllt und sind niemals Ortsamtleiterin geworden; diese Posten sind bislang „frauenfrei“geblieben.
Die Frauen, von denen ich spreche, sind Verkäuferinnen, Krankenschwestern, Zahnarzthelferinnen und Sekretärinnen. Sie haben zwischen ein und drei Kinder, sind zum Teil alleinerziehend und managen Familie und Beruf seit Jahren. Wenn sie eine berufliche Karriere anstreben, werden sie mißtrauisch beäugt, müssen kampferprobt sein und können damit rechnen, daß sie trotz gleicher Leistung weniger verdienen als ihr männlicher Kollege. Das ist zwar nicht der „reine Elternwahnsinn“, sondern leider nur der tägliche Alltag und damit die Normalität.
Brigitte Dreyer
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