Führungswechsel : SPD in Euphorie
In der SPD hat sich ein Generationswechsel vollzogen. Jens Böhrnsen, der Fraktionsvorsitzende, und Carsten Sieling, der Landesvorsitzende, haben ganz offenkundig die Fäden in der Hand. Sie rechnen mit der Politik der großen Koalition in den letzten zehn Jahren schonungslos ab, als wäre das nicht die Handschrift Henning Scherfs.
Kommentar von Klaus Wolschner
Dem offiziellen Ziel der Senatskoalition setzten Böhrnsen und Sieling ihren Begriff vom „sozialdemokratischen Kompass“ entgegen und beanspruchten die Führungsrolle in der bremischen Politik. Bürgermeister Henning Scherf flüchtete sich dagegen in Allgemeinplätze und musste sich viel ausdrückliche und implizite Kritik anhören. Er wurde zu sozialdemokratischer Loyalität ermahnt – das bezog sich vor allem auf die Sozialsenatorin.
Ausgerechnet in der derzeitigen verzweifelten Finanzlage wird sozialdemokratische Aufbruchstimmung verbreitet. Offensichtlich haben die Delegierten dankbar zur Kenntnis genommen, dass es eine neue Führungsstruktur mit neuer Überzeugungskraft gibt. Ob der neue „sozialdemokratischen Kompass“ mehr ist als eine rhetorisch gelungene Figur, wird sich erweisen, wenn in vier Wochen die Eckwerte für den Haushalt 2006/2007 beschlossen werden.