Friedrich Merz verteidigt Großvaters Ehre

NS-Bürgermeister als Vorbild: Grüner Volker Beck verlangt Distanzierung des Unions-Fraktionsvizechefs

BERLIN taz ■ Unionsfraktionsvize Friedrich Merz hat die Rolle seines Großvaters im Dritten Reich verteidigt. Es möge zwar sein, dass der Bürgermeister Josef Paul Sauvigny „nach 1929 kurzzeitig Erwartungen mit den Nationalsozialisten verbunden“ habe. Sauvigny amtierte bis 1937. Nach Merz’ Angaben in der Berliner Zeitung habe er sich in diesem Jahr frühzeitig pensionieren lassen, weil „die Nazis ihn angekotzt haben“. Sauvigny war zu diesem Zeitpunkt 61 Jahre alt.

Merz habe seinen Großvater im Kommunalwahlkampf als „Vorbild“ für die Union dargestellt, kritisierte Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion. Er forderte den Union-Fraktionsvize gestern auf, sich unmissverständlich von der politischen Vergangenheit seines Großvaters zu distanzieren.

Erstmals äußerte sich jetzt der Vorsitzende des lokalhistorischen Vereins Demokratische Initiative e. V. Hans-Günther Bracht. „Ob Sauvigny Vorreiter war, ist schwer zu sagen“, sagt der Gymnasialdirektor, „aber zumindest hat er als Bürgermeister bis 1937 alles mitgemacht und alles gewusst, ob das Verhaftungen waren, ob das Verhöre waren, ob das Verschleppungen von Sozialdemokraten und Kommunisten in Konzentrationslager betraf.“

Von einer Verwicklung Sauvignys in Verhaftungen ist bisher allerdings nichts bekannt. Bracht kritisierte Merz’ Verhalten: „Das kann passieren am Stammtisch, aber doch nicht in der Politik“, sagte er der taz. PAT

brennpunkt SEITE 5