Frauenquote im Journalismus: Der "Spiegel" ist dagegen
Der Journalismus fordert die Frauenquote, hinkt aber selbst hinterher, kritisiert der Chef der Journalisten-Gewerkschaft DJV. Unterdessen lehnt "Spiegel"-Chef Mascolo eine Frauenquote ab.
BERLIN epd | Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) unterstützt die aktuelle Initiative von Journalistinnen für die Einführung einer Frauenquote in den Chefetagen von Verlagen und Sendern. Er begrüße es, sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken am Montag, dass mehr als 300 Journalistinnen – darunter Sandra Maischberger, Gabi Bauer und Iris Radisch – auf die andauernde Ungleichbehandlung in journalistischen Führungspositionen aufmerksam machten.
"Frauen sind nicht die schlechteren Journalisten", so Konken. Auch an weiblichem Nachwuchs bestehe im Journalismus kein Mangel. Deshalb gebe es keinen nachvollziehbaren Grund, weshalb in den redaktionellen Chefsesseln immer noch überwiegend Männer sitzen. Der Journalismus habe eine Vorbildfunktion: "Wer Gleichberechtigung in den Führungszirkeln von Wirtschaft und Politik fordert, kann die Medien davon nicht ausklammern."
In einem am Sonntag veröffentlichten Schreiben an deutsche Chefredakteure und Intendanten fordern mehr als 300 Journalistinnen, dass mindestens 30 Prozent der Führungspositionen in den Redaktionen in den nächsten fünf Jahren mit Frauen besetzt werden – "und zwar auf allen Hierarchiestufen". Die Unterzeichnerinnen fordern die Chefredakteure auf, ihnen zu antworten. Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo sagte am Montag, er lehne die Einführung einer Frauenquote ab.
Mechthild Mäsker, Vorsitzende des DJV-Ausschusses Chancengleichheit, bezeichnete es als großes Manko, dass es keine verlässlichen Zahlen über die Geschlechterverteilung im Journalismus gebe. Bekannt sei, dass mehr als 50 Prozent der journalistischen Berufseinsteiger weiblich seien, während nur wenige Chefposten in der Branche von Journalistinnen wahrgenommen würden.
Die Journalistinnen schreiben in ihrem Brief, nur 2 Prozent aller Chefredakteure der rund 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen seien Frauen. "Wenn Appelle an Verleger nichts nützen, bleibt auf Dauer nur die Quote", sagt Mäsker.
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