FrauenMuseum Bonn : Noch kein Leuchtturm
Als der nordhein-westfälische Kulturminister Michael Vesper vor einiger Zeit das Frauenmuseum in Bonn besuchte, versprach er in gewohnter Weise, einen ordentlichen Leuchtturm daraus zu machen. Als notorische Nachtarbeiterin entzückte mich der Gedanke sehr. Damals wurde von Lichtachsen und Projektionen auf die museale Front fabuliert, doch was wirklich davon blieb – war der Brandschutz.
Vor genau einem Jahr wurde das Museum so gründlich saniert, bis in seinem Inneren keine Mauer mehr stand. Auslöser waren die wunderbaren neuen NRW-Brandschutzbestimmungen, die nur noch F 90 Normwände und T 30 Türen in öffentlichen Räumen erlauben. Nun haben wir eine herrliche Festung für unser weibliches Treiben. Die Archive für Gesellschaftspolitik und die 7000 Künstlerinnen wurden in die zentralen Dunkelbezirke verlegt, wo ihnen nun Beben oder Molotowcoctails nichts mehr anhaben können. Das ganze Haus wurde genau für seine Funktion neu installiert, und das bedeutet einen enormen Schutz vor anderen Interessen.
Die Miete plus Grundkosten für das ehemalige Kaufhaus übernimmt die Stadt Bonn, und das ist europaweit einmalig, dass sich eine Stadt das leistet. Der zusätzliche Betriebsmittelzuschuss von rund 70.000 Euro bietet die Basis für den Unterhalt, er reicht keineswegs für die Stelle der Direktorin, der Sekretärin, den Hausmeister, Bewachung, Putzen und Kasse. Hier setzt die Kunst der Finanzierung des Unmöglichen an, denn alles muß bezahlt werden. Auch die Ausstellungen, die ja ein Teil des Zweckes der Einrichtung sind. Für die Geldbeschaffung werden sicher 80 % der Arbeitszeit verwendet. Von den zerschlissenen Nerven gar nicht zu reden.
Heute protestieren wir gegen die Streichung der Projektförderung – dabei wollten wir doch für eine institutionelle Förderung kämpfen. Wie gerne wäre das Frauenmuseum tatsächlich der NRW-Leuchtturm für die aktuelle bildende Kunst der Frauen und die Frauengeschichte. Aber wo bleiben die Landesmittel, Herr Vesper? Wir wünschen uns eine verlässliche Mitfinanzierung durch NRW, damit das Frauenmuseum nicht allein am Tropf der armen Stadt Bonn hängen muß. Sofern immer wieder Projekte gefördert werden, kann man den Zustand überleben, doch das Frauenmuseum ist nicht allein auf kultureller Flur: Frauen machen überall Musik, Filme, Tanz & Performances. Als verhinderte Leuchturmwärterin fällt mir ein Lied ein: Junge, komm bald wieder...
MARIANNE PITZEN
Marianne Pitzen ist seit 1981 Direktorin des FrauenMuseums in Bonn, dem einzigen in Deutschland