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Fotodienst Flickr mit neuem LayoutSpeicherplatz für alle

Schiere Masse statt Klasse könnte das Motto beim Fotodienst Flickr sein. Seit dem Relaunch erhält nun jeder Nutzer ein Terabyte Speicherplatz.

Leicht verstaubt: das alte Design von Flickr. Bild: tatananas/Flickr

„Bitte lächeln“, so prangt es seit Montag in großen Lettern auf der Startseite von Flickr. Freuen sollen sich die Nutzer des zu Yahoo gehörenden Fotodiensts über den durchgeführten Relaunch. Das überarbeitete Layout soll mit einem klaren Angebot noch schmackhafter gemacht werden: Jeder registrierte Nutzer erhält nun kostenlos 1 Terabyte Speicher für Foto- und Videoaufnahmen – das reicht für mehr als 430.000 Fotos mit dem neuesten iPhone.

Weitere wichtige Neuerungen sind der Wegfall des monatlichen Uploadlimits von 200 Megabyte sowie das Anheben der Dateigrößten für Fotos auf 200 Megabyte beziehungsweise Videos auf 1 Gigabyte. Bei diesem Angebot dürften sich allein die bisherigen Pro-Account Besitzer etwas verschaukelt vorkommen. Bezahlten diese doch bisher jährlich 24,95 US-Dollar für eine ähnlich unbegrenzte (aber werbefreie) Nutzung von Flickr, ab sofort muss das Doppelte bezahlt werden.

Hinzu kommt, dass die einzigen Unterschiede im Vergleich zum kostenlosen Angebot eine Statistikfunktion und der Wegfall jeglicher Werbung sind. Ganz neu, und vermutlich für Firmen und Institutionen gedacht, ist „Doublr“. Für diesen Account sind rund 500 US-Dollar im Jahr fällig, die Besitzer erhalten dafür 2 Terabyte Speicherplatz.

Zweckoptimistisch äußerste sich Yahoo-Chefin Marissa Mayer. Das neue Layout solle den ehemaligen Branchenprimus mit seinen über 8 Milliarden gehosteten Fotos „wieder großartig“ machen, erklärte sie am Montag. Damit deutet Mayer an, dass man dem Zeitgeist bisher hinterherhinkte. Mit dem Relaunch folgt Flickr dem Trend zur Darstellung großer Fotos – bereits vor einem Jahr gab es behutsame Änderungen in diese Richtung.

Flickr wird der Konkurrenz ähnlicher

Eindrücklich zeigt sich der Schritt zu neuen Größen bei den Fotostreams, wo fast der komplette Bildschirm mit Fotos ausgefüllt wird. Darüber finden sich jetzt ein großes Coverfoto und eine feststehende Statusleiste. Die Startseite wird im neuen Design mit den Inhalten der Kontakte bestückt wird. Alles Dinge, die so oder so ähnlich bereits seit längerem bei Facebook zu sehen sind.

Allerdings wirkt alles so, als sei der Relaunch noch nicht komplett vollzogen worden. Etliche Elemente, wie die Profilseite, die Statistikseite oder die Bilderverwaltung, sind noch identisch mit der alten, ganz in schlichtem Weiß gehaltenen Version. Zudem wirkt die Einzelansicht der Fotos unausgegoren: oben prangt vor schwarzem Hintergrund das Foto, darunter liegt der Kommentarbereich. Die Metadaten und die Schlagwörter im weißen, aus der alten Version bekannten Design daher. Gänzlich verschwunden ist die nebenstehende Landkarte, die geogetaggte Fotos verortete.

Damit erhält das Foto zwar mehr Darstellungsraum, für zusätzliche Informationen muss nun aber gescrollt werden. Zu bemängeln ist hierbei auch, dass der dadurch entstehende Platz nicht konsequent genutzt wird. Im Standardformat 3:2 der meisten digitalen Spiegelreflexkameras wirken die schwarzen Streifen rechts und links des Fotos bereits wie Leerraum. Noch extremer tritt dieser bei Panoramaaufnahmen auf: rings um das Foto entsteht ein dicker schwarzer Rahmen, der das Bild unnötig klein macht.

Sonnenuntergänge, Katzen und Omas Geburtstage

Auch eher gewöhnungsbedürftig wurde das Albencover, in denen man Fotos thematisch einsortieren kann, überarbeitet. Das Vorschaubild wird darin beschnitten, was in den meisten Fällen zu einer unschönen Darstellung führt. In der alten Version war dies deutlich besser gelöst.

Es ist anzunehmen, dass sich viele Nutzer vom riesigen Speicherplatz angesprochen fühlen. Das wohl die wenigsten diesen Speicherplatz sinnvoll füllen können, wird man auch bei Flickr wissen. Es bleibt auch fraglich, ob damit nicht der etwas eingeschlafenen Community ein Bärendienst erwiesen wurde. War es doch zu beobachten, wie bereits etliche Nutzer zu Konkurrenten wie 500px, Picasa oder Instagram wechselten, da in den letzten Jahren die Kommunikation untereinander zurückging und man „besondere“ Fotos eher bei anderen Diensten einstellte. Vor allem ambitionierte Fotografen verlangsamten ihre Aktivitäten auf Flickr oder stellten sie ganz ein.

Vor allem diejenigen, die das schlichte und geordnete Layout gemocht haben, und die alten Pro-Account-Besitzer dürften vom neuen Layout und seinen Möglichkeiten enttäuscht sein. Zusätzlich kann man befürchten, dass die neue „Speichermasse für alle“ mit Bildern von Sonnenuntergängen, Katzen und von Omas Geburtstagen verramscht wird. Damit würden weitere treue Fotografen verprellt werden. Jedoch sieht es so aus, als ob genau diese Richtung von Yahoo eingeschlagen wurde.

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6 Kommentare

 / 
  • SB
    Stefan Beck

    Ich bin außerordentlich enttäuscht von den Änderungen, die flickr über Nacht und ohne die User zu konsultieren über die Seite gebracht hat.

     

    Als Pro User habe ich flickr über Jahre unterstützt und mehr als 30.000 Fotos hochgeladen.

     

    Meine Sichtweise auf Social Media (und Clouddienste im weiteren Sinne), das schon durch Facebook genug gelitten hat, ist schwer erschüttert.

     

    Es sind doch die User, die solche Dienste befördern und groß machen. Wenn sie einfach übergangen werden, ist es Zeit ihnen noch skeptischer als zuvor zu begegnen.

     

    Die Konsequenz kann nur sein, Inhalte auf eigenen Servern zu halten und soziale Netzwerke allenfalls zum Vernetzen zu benutzen.

  • A
    Andreas

    Ein Terabyte Speicherplatz klingt mehr nach Fotomüllkippe. Schwachsinn.

  • E
    E-Mehl

    Mit einem billigen Raspberry Pi kann man sich zuhause seinen eigenen Web-Server schaffen. Die Beschaffungs- und Betriebskosten sind vernachlässigbar. Dazu braucht man aber einen Internet-Zugang, der auch vom Internet aus erreichbar ist und nicht nur so eine komische "Surfe"-Kacke, wie sie die meisten Anbieter für Internet-Zugang vertreiben. Auf so einem kleinen Raspberry Pi kann man zudem seine eigenen E-Mail Dienste, Internet-Telefonkonferenzen, Haussteuerung usw. laufen lassen. Mit Linux für lau. Hilfe gibt es im Netz.

    Einem Unternehmen in den VSA werde ich jedenfalls nie meine Werke anvertrauen.

  • O
    ostendfaxpost

    Geflickt? War mal bei denen gewesen, da ham se noch mit Speicherplatz geknausert. Nachdem ich besseren Webspace fand, braucht ich Flickr nicht mehr. Bei Googleblog hast auch Speicherplatz satt und fast ohne Limit. Ok, schaut jetzt wie Schleichwerbung aus, aber die Blogs sind auch dür Fotos gut geeignet. Jedenfalls für Fotoleut die sich nicht einbilden,auf ihre Bilder hat die Welt nur gewartet, sobsern die einfach nur Pics produzieren, durch die Filter jagen und kreativ sein wollen. Und vor allem auf alle Fotoregeln, Bildagenturen und den Markt sch...! Ok, der Laden soll sich ja nun ändern. Na wir werden sehen, was er nun taugt.

  • MV
    Mondrian v. Lüttichau

    Das neue flickr-Lay Out ist eine Zumutung!Insgesamt extrem unübersichtlich, die Bilder erschlagen sich gegenseitig, weil keinerlei Raum mehr zwischen ihnen ist, und weil die Startseite mit Bildern vollgeknallt ist, kommt es zu viel längeren Aufrufzeiten, z.B. derzeit (21 Uhr) ist kein Reinkommen, alles stockt. Das war vor der Umstellung noch nicht so. Es gibt hunderte von differenzierten Protesten auf dem entsprechenden Threat, die großenteils ihre Accounts löschen wollen.

  • C
    Christian

    Flickr ist eh schon seit einiger Zeit durchsetzt von HDRtem Mist und den immer selben Fotografen, die sich in den Social-Aspekt voll reinhängen. Früher wurden einem noch zufällige Bilder gezeigt, sodass jedes Bild eine Chance hatte, entdeckt zu werden. Dem ist schon lange nicht mehr so. Jetzt ist es wie bei Twitter: nicht Qualität entscheidet, sondern Zahl der Follower.