Focke verliert beim Stadtparteitag der CDU

Parteiinterner Machtkampf endete mit deutlicher Mehrheit für den Kandidaten Hans-Georg Gerling

Klarer konnte der Unterschied kaum sein: Mit 235 Stimmen wurde beim Kreisparteitag der CDU Bremen-Stadt Hans-Georg Gerling zum neuen Vorsitzenden gewählt. Dieter Focke kam nur auf 110 Stimmen. ein Richtungsstreit war das nicht, sagen Beobachter, eher einer der politischen Kultur. 403 Mitglieder hatten sich zu Beginn der Versammlung in die Liste eingetragen – dass es eine Wahl gibt bei den Wahlen, mobilisierte die Basis.

„Ich bin ein Bernd Neumann-Typ“, sagt Gerling über sich. Nun aber, da Neumann „leider“ nicht mehr den Landesverband führe, gehe es um die Neuausrichtung der Partei. Der Kreisverband Nord der Bremer CDU hat 500 Mitglieder, der Kreisverband Mitte hat 2.000 – „dass die aus Nord das Sagen haben müssen“, sagt Gerling, „das war mir immer schon ein Dorn im Auge“.

Und da galt eben Dieter Focke, obwohl er in Horn wohnt, als Mann des Kreisverbandes Nord. „Die Verbindung ist da“, sagt auch Gerling, und meint die besondere Verbindung zu Helmut Pflugradt. Und dann hatte sich Focke noch parteiintern für Jörg Kastendiek als neuen Landesvorsitzenden ausgesprochen – auch der kommt aus Bremen-Nord.

Die Delegierten-Wahlen für den Landesparteitag der Bremer CDU waren bis Ende Februar abgeschlossen gewesen, da war schon klar, dass Kastendiek keine Chance haben würde. Aber die Fronten blieben. Der neue Vorsitzende Gerling will vor allem erreichen, dass die 13 Stadtteil-Verbände der CDU in Bremen-Stadt in Zukunft „mit einer Stimme“ sprechen, und damit der Kreis Bremen-Stadt seine Mitgliedermacht parteiintern auch ausüben kann. Um inhaltliche Differenzen geht es da meist weniger, solche wurden jedenfalls auf dem Kreisparteitag nicht angesprochen.

Und dann will Gerling erreichen, dass die Bremer CDU in den Stadtteilen so präsent ist „wie wir das in Huchting machen“. Gerling gilt als einer, der nicht große Reden halten kann, sondern handelt – ein „stiller Macher“ der Basisarbeit. Zeit hat der 65-Jährige inzwischen, seitdem er in Vorruhestand ging. Und was die CDU angeht, so will Gerling beides: „Die junge Generation braucht Unterstützung“, sagt er. Aber die CDU „lebt von den Stimmen der Senioren“, Altersdurchschnitt der Wähler ist 59. Und Wählerstimmen zu werben, das ist die vornehmste Aufgabe auf Kreisverbandsebene. Da kam es bei dem Mitglieder-Parteitag auch gar nicht gut, dass Focke das Marktplatzfest der Bremer CDU wegrationalisieren wollte. kawe