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Archiv-Artikel

Fin Bartels, Hilfsverteidiger Ein bisschen zu viel Schwung

Fin Bartels

■ 24, kam 2010 von Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock zum FC St. Pauli, wo er in 26 von 27 Bundesligaspielen mitwirkte.

Oft sind es im Sport ganze Winzigkeiten – Sekundenbruchteile, Millimeter – die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Diese Erfahrung musste auch Fin Bartels, Fußballprofi des FC St. Pauli, am Freitagabend machen. Nur einen Augenblick kam der gebürtige Kieler zwölf Minuten vor Ende des Spiels gegen Schalke 04 zu spät, traf nicht den Ball, sondern seinen Gegenspieler Jefferson Farfán, katapultierte diesen durch die Luft und sich selbst vorzeitig in die Kabine. „Es sah heftig aus“, räumt Bartels ein. „Aber das war keine Absicht. Ich wollte nur den Ball wegschlagen, deshalb habe ich voll durch gezogen.“ Darum findet er die rote Karte, die Schiedsrichter Deniz Aytekin ihm anschließend zeigte, „überzogen“ und setzt noch hinterher, dass bei seinem Foul, „kein Frust“ dabei gewesen sei.

Dabei hätte Bartels allen Grund gehabt, frustriert zu sein an diesem Abend. Der aufgrund der Personalnöte in der St. Pauli-Defensive der Hamburger zum Rechtsverteidiger umfunktionierte Mittelfeldakteur hatte das Spiel von ungewohnter Position immer wieder angetrieben, Angriff für Angriff inszeniert, war zum Aktivposten seines Teams avanciert – doch alles vergebens.

Stattdessen hatte der Gegner aus Gelsenkirchen zwei von vielen Unachtsamkeiten der Hamburger eiskalt ausgenutzt, war mit 2:0 davongezogen. Unmittelbar vor dem spielentscheidenden zweiten Treffer hatte der Schiedsrichter nach einem Tor der St. Paulianer zuerst auf den Anstoßpunkt gezeigt, annulierte den Ausgleichstreffer dann aber wegen einer hauchdünnen Abseitsstellung nach Rücksprache mit seinem Assistenten wieder. Und Bartels selbst hatte nach vierzig Minuten fein abgezogen und das Leder nur Zentimeter über die Querlatte gejagt. Nichts passte an diesem Abend zusammen, und als auch noch Linksverteidiger Jan-Philipp Kalla vom Platz gestellt worden war, verlor auch Bartels kurzzeitig die Nerven und das Gefühl für Timing.

Dass dieses ganzes Desaster dann noch in einem Spielabbruch endete, weil ein in Richtung des Linienrichters geworfener Becher diesen exakt am Nacken erwischte und zu Boden gehen ließ, hat der in die Kabine geschickte Bartels nur noch am Rande mitbekommen.

Es sieht nicht gut aus für den 24-jährigen Ex-Rostocker und seinen Verein. Das Team, dem schon fünf andere Verteidiger verletzungsbedingt fehlen, wird nun auch noch für mehrere Partien auf die Dienste von Bartels verzichten müssen, Kalla wird nach seinem Platzverweis für ein Spiel gesperrt. Dem Verein droht außerdem ein empfindliches Bußgeld und vielleicht sogar ein Geisterspiel vor leeren Tribünen – extrem miese Voraussetzungen im Abstiegskampf-Endspurt. MARCO CARINI

Leibesübungen SEITE 19