Festivalnotizen : Hitzacker feiert Luciano Berio
Ein Motto und ein Komponistenporträt bestimmen das diesjährige Sommerfestival in Hitacker: Um „Italienische Reisen“ geht es und um den letztes Jahr verstorbenen Komponisten Luciano Berio.
Mehrere Konzerte konfrontierten das Schaffen Berios mit dem anderer Künstler. So konnte man seine Musik aus ganz unterschiedlichen Perspektiven hören – eine ausgesprochen erhellende Sache. Den wohl tiefsten Eindruck dieser Tage hinterließ Berios hochkomplexe Klaviersonate, die gleich zweimal in der formidablen Interpretation des PIanisten Andrea Lucchesini zu hören war – Lcucchesini hatte die Sonate zusammen mit Berio entworfen.
Doch es gab noch andere interessante Konzerte: so wurden Glossen von Berios Freund Umberto Eco, brilliant vorgetragen vom Kaberettisten Henning Venzke, mit Berios „Sequenzas“ kombiniert. Das Publikum war angetan.
Nicht ganz so gut gelang die Gegenüberstellung, die in Anbetracht diverser eigener Bearbeitungen Berios am naheliegendsten zu sein schien: die mit Schubert. Das Kairos-Quartett spielte zu flach, und das weit bessere Evrus-Trio hatte eine kurzfristige Umbesetzung zu verkraften.
Das letzte der Berio gewidmeten Konzerte war da von anderem Kaliber. Das Ensemble Musica Alta Ripa verzauberte die Hörer mit der Musik eines Meisters, den Berio ganz besonders geschätzt hat: mit Claudio Monteverdis „Combattimento di Tancredi e Clorinda“.
Am Sonntag gibt es noch einen kleinen Nachschlag in Sachen Berio: Die Geigerin Carolin Anne Widmann, in Hitzacker mit dem Belmont-Preis der Forberg-Schneider-Stiftung ausgezeichnet, spielt um 11 Uhr neben Werken von Strauss, Janácek und Boulez die Violin-Sequenza. Und nächstes Jahr steht dann der Bruder der Geigerin, der Komponist Jörg Widmann, im Mittelpunkt des inzwischen zu einem Kulturhighlight gewordenen Festivals. Reinald Hanke
Sonntag, 8. August, 11 Uhr, Kurhaus, Hitzacker