piwik no script img

Falsch –Betr.: „Hier sind 1000 Öcalans!“,taz hamburg vom 22. März 1999

Sie schreiben in Ihrem Artikel über das kurdische Newroz-Fest in der Alsterdorfer Sporthalle, daß es sich um ein islamisches Fest handelt. (...) Das kurdische Newroz und das persische Nouroz haben ihren Ursprung vor über 2500 Jahren, als bereits in großen Teilen Persiens der Frühlingsanfang zelebriert wurde und später der Beginn des zarathustrischen Kalenderjahres auf diesen Tag festgelegt wurde. Dieses Fest hat in keinster Weise etwas mit dem Islam zu tun, zumal dieser erst Mitte des 7. Jahrhunderts nach Christus durch die Araber Persien erreichte.

Nach der islamischen Revolution im Iran 1979 war Nouruz vom Regime verboten worden, da es sich eben nicht um ein islamisches Fest handelt, sondern weil es aus weit früherer Zeit stammt, dessen Traditionen und Zeremonien sich, sehr zum Unmut der Mullahs, bis heute im Iran erhalten haben und trotz Verboten von der Mehrheit der Bevölkerung nach wie vor durchgeführt werden.

Zum ersten Mal seit der Revolution ist dieses Jahr Nouruz im Iran öffentlich erlaubt worden, was wohl mehrere Gründe hat, wie zum Beispiel die Tatsache, daß es regelmäßig zu Unruhen führte, da die Iraner trotz Verbotes an dieser Zeremonie festhalten, nicht zuletzt um ihre Opposition zum Regime zu demonstrieren, und weil es sich dabei um ihre jahrtausendealte Kultur handelt. Außerdem dürfte es das Interesse des Regimes sein, mit der Erlaubnis eine Art Liberalisierung nach außen vorzutäuschen, um von den tatsächlichen Problemen, der immer offenkundigere Konflikt der Iraner mit den herrschenden Mullahs und die miserable wirtschaftliche Lage, abzulenken.

Claudia Odile Pape

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen