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Archiv-Artikel

Fabian Boll, Mittelfeld beim FC St. Pauli Der Geduldige

Holger Stanislawski gehört zu den Trainern, die ihr System nach der Mannschaft ausrichten. Nicht umgekehrt. Also spielte er am Freitag beim 2 : 0 (0 : 0)-Heimsieg seines FC St. Pauli gegen den SV Wehen Wiesbaden 4 – 1 – 4 – 1. Hinten eine Viererkette, Fabian Boll als defensiver Mittelfeldspieler davor, offensive Vierkette im Mittelfeld, und als Spitze Marius Ebbers. Wehen Wiesbaden stand mit acht, neun Mann vor dem eigenen Strafraum. Defensiv hatte Boll nicht viel zu tun und offensiv war kein Platz. Schwieriges Spiel. „Geduld“, sagte Boll nach dem Spiel. „Geduld“, sagte auch Stanislawski, „wir wussten, wir mussten geduldig sein.“

St. Pauli versuchte es zu oft durch die Mitte, da war es aber am engsten. Björn Brunnemann, der sich auf der linken Seite immer wieder anbot, bekam kaum einen Ball, David Hoilett rechts ein paar mehr. Viele Querpässe, oder die Kugel wurde einfach nach vorn gedroschen. „Kann verstehen“, meinte Boll, „dass die Zuschauer da mal unruhig werden.“ Ruhig wurden sie erst, als sich Brunnemann den Ball schnappte und ihn mit dem linken Fuß von der Strafraumgrenze im Fallen ins rechte Toreck schoss (57.).

Nun musste Wehen Wiesbaden ein wenig mehr machen, nun war mehr Platz da. Den nutzte Fabian Boll, der einen Freistoß von Alexander Ludwig einköpfte (61.). Boll, 29 Jahre alt, Kommissar bei der Polizei, seit 2002 bei St. Pauli, in der Jugend beim Bramstedter TS, 193 Zentimeter groß, vergangene Saison in 30 Spielen eine gelb-rote Karte, zwei Tore und fünf Vorlagen. Bei den Bolls ist viel Polizei: Der Großvater, ein Onkel und ein Cousin, Vater Thomas ist bei der Bundespolizei in Bad Bramstedt. Fabian Boll hatte immer zwei Traumberufe: Polizei und Profi. Nun hat er sie und auch noch miteinander verbunden, denn der defensive Mittelfeldspieler ist ja so was die Polizei im Spiel.

Während die Pauli-Spieler nach dem Schlusspfiff eine La Ola nach der anderen durchs Stadion am Millerntor schwappen ließen, gaben die Fans ihrer Forderung nach „Auswärtssieg, Auswärtssieg, wir woll’n den Auswärtssieg“ Ausdruck. „Das fordern die Fans zu recht“, nickte Boll und weiß, was er und seine Mannschaftskameraden am Mittwoch in Duisburg zu tun haben. ROGER REPPLINGER

Fotohinweis:FABIAN BOLL, 29, spielt seit 2002 beim FC St. Pauli und war zuvor unter anderem beim SC Norderstedt. FOTO: DPA