FLUGHAFEN BERLIN GESCHEITERT: KEIN ARGUMENT GEGEN PRIVATISIERUNG : Sinnlos bleibt sinnlos
Nun ist es offiziell: Der Großflughafen bei Berlin wird vorerst nicht privat errichtet und betrieben. Die Privatisierung des Luftkreuzes ist nicht gescheitert, weil die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg wieder mal ein abstruses und vor allem sinnloses Großprojekt verfolgten. Das war zwar auch eine Ursache – die Planungen aus der Zeit der Wiedervereinigung über Passagier- und Frachtraten wie in Frankfurt oder Chicago waren von Anfang an hanebüchen. Das Scheitern lag jedoch vor allem an dem privaten Konsortium unter Führung des Baukonzerns Hochtief. Dessen Forderungen waren so übertrieben, dass in der freien Wirtschaft längst alle Verhandlungspartner abgewunken hätten. Garantierte Renditen von 15 Prozent waren im Gespräch. So stellen sich manche deutsche Industriekapitäne Privatisierung vor.
Hochtief & Co hatten spekuliert, als einzige übrig gebliebene Bieter könnten sie ihre Profite hochtreiben. Doch die Rechnung ging nicht auf: Durch all die Unverschämtheiten und Pannen beim Vergabeverfahren kommt nämlich nicht die Giganto-, sondern die Minimallösung: Ausbau des bereits vorhandenen, aber ungeliebten Ex-DDR-Flughafens Schönefeld. Da freuen sich die Finanzminister. Denn selbst in Zeiten knapper Kassen sterben sonst die Großprojekte zuletzt.
Nun sollte man sich aber davor hüten, vom Airport Berlin Brandenburg International auf andere Privatisierungen im Verkehrsbereich zu schließen. Dazu sind die einzelnen Bereiche und Projekte viel zu unterschiedlich. Ein gelungenes Beispiel bietet etwa die meist zu Recht geschmähte Bahn: Preissystem hin oder her – das Unternehmen arbeitet heute effizienter als früher zu Zeiten der Bundesbahn. Und die kleinen privaten oder halböffentlichen Betreiber von Nebenstrecken und Regionalbahnnetzen liefern viele Beispiele, wie man mit wenig Aufwand ein X-faches an Passagieren in die Züge locken kann. Der Berliner Großflughafen hingegen lehrt nur eines: Wer ein unsinniges Großprojekt plant, kann das auch durch eine „Privatisierung“ nicht in eine sinnvolle Investition umwandeln. REINER METZGER