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Archiv-Artikel

Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen WOCHENÜBERSICHT BÜHNE

Heute wird das Theater an der Parkaue, einziges staatliches Kinder- und Jugendtheater im Land, sechzig Jahre alt. Das heißt: Festvorstellungen ohne Ende, Anschneiden einer Geburtstagstorte gegen Mittag. Um 17 Uhr dann die Premiere von „Peter und der Wolf“. Das Performance-Kollektiv Norton Comander Productions hat das berühmte musikalische Märchen neu in Szene gesetzt, das Sergej Prokofjew im Jahr 1936 schrieb, weshalb die Frage, wer mit dem Wolf eigentlich gemeint ist, der die Welt von Peter und den Tieren bedroht, vieldeutig beantwortbar ist: Es könnte der Imperialismus sein, der die junge Sowjetunion verschlingen will, Hitler gar, weshalb der listige Stalin (Katze!) mit ihm dann flugs einen Pakt geschlossen hat. Anschließend gibt’s einen Sektempfang mit Klaus Wowereit. Wenn der Sekt ausgetrunken ist, beginnt um 19 Uhr Lothar Trolles und Sascha Bunges Geburtstagsspektakel „Leuchte, Berlin, leuchte!“ Ab 20.30 Uhr wird dann nur noch gefeiert im großen Märchenschloss an der Parkaue, das einst eine Schule war und deswegen immer auch einen Hauch des Zaubererinternats Hogwarts verströmt. Doppelt so alt ist die Volksbühnenbewegung, die 1890 in Berlin gegründet wurde und das Ziel hatte, breiten Volksschichten Kultur zugänglich zu machen. In Zeiten radikaler Kürzungen im Kulturbereich, in denen damit zu rechnen ist, dass das Volk demnächst mit dem Privatfernsehen allein sein wird, ist es Zeit, daran zu erinnern. Am Sonntagnachmittag ab 14 Uhr findet in der Volksbühne, die ihren Namen ebenjener Bewegung verdankt und in deren Auftrag sie schließlich auch 1914 errichtet wurde, ein Festakt statt. Abschluss ist dann eine Vorstellung von Frank Castorfs Inszenierung von Walter Mehrings Shylock-Variation „Der Kaufmann von Berlin, die bereits am Samstag in der Volksbühne Premiere hat.

■ „Peter und der Wolf“: Theater an der Parkaue, heute, 17 Uhr

■ „Leuchte, Berlin, leuchte!“: Theater an der Parkaue, heute, 19 Uhr

■ 120 Jahre Volksbühnenbewegung: Volksbühne, So., 14 Uhr

■ „Der Kaufmann von Berlin“: Volksbühne, ab Sa.