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Erfolg der Mubarak-Partei bei ägyptischen Parlamentswahlen

Kairo (dpa) — Nach einem von einzelnen Ausschreitungen begleiteten ersten Wahlgang in Ägypten zeichnet sich erwartungsgemäß eine überwältigende Parlamentsmehrheit für die regierende Nationaldemokratische Partei (NDP) von Staatspräsident Husni Mubarak ab. Jedoch konnten erst 168 der insgesamt 444 Mandate vergeben werden, so daß am kommenden Donnerstag in der Mehrzahl der Wahlkreise Stichwahlen notwendig werden. Mit einer Ausnahme war gestern die Auszählung in allen Wahlbezirken beendet. Demnach gewann die NDP 144 Sitze. Neben 23 als Unabhängige firmierenden Kandidaten zieht erstmals auch die marxistisch-nasseristische Tagammu-Partei mit einem Vertreter ins Parlament ein. An der Wahl vom Donnerstag beteiligten sich nach offiziellen Angaben knapp 45 Prozent der rund 16 Millionen Wahlberechtigten.

Die großen Oppositionsparteien, die im alten Parlament an die hundert der 454 Sitze einnahmen, hatten die Wahl am Donnerstag boykottiert mit der Begründung, daß sie an der Ausarbeitung des neuen Wahlgesetzes nicht beteiligt gewesen und keine offiziellen Beobachter in jedes Wahllokal entsandt worden seien. Es handelt sich um die konservative Neue Wafd-Partei, die Sozialistische Arbeiterpartei, die Liberalen und die fundamentalistische Moslembruderschaft.

Am Wahltag sind bei Zusammenstößen sechs Menschen getötet und weit über hundert verletzt worden. Wie die oppositionelle Tageszeitung 'El Wafd‘ am Samstag unter Berufung auf Polizeiangaben berichtete, starben allein in der Ortschaft Rodah im Nildelta bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Bewohnern fünf Menschen. Unter den Verletzten seien auch zehn Polizisten gewesen. Im Regierungsbezirk von Beheira wurde laut 'El Wafd‘ eine oppositionelle Politikerin von Anhängern der Regierungspartei erschossen, als sie diese am Wahlbetrug hindern wollte. In mehreren anderen Ortschaften wurden Dutzende Polizisten und Wähler bei Zusammenstößen verletzt.

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