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Erfahrungsaustausch der Totengräber in Mühldorf

Mühldorf (dpa/taz) – Mit einer Klage über den Verlust von Individualität innerhalb der Bestattungsbranche ging am Sonntag das jährliche Treffen der ober- und niederbayrischen Totengräber zu Ende. In Mößling bei Mühldorf a. Inn tauschten rund 100 Totengräber berufliche Erfahrungen aus und diskutierten Neuerungen im Bestattungswesen, so etwa den Einsatz von hochmodernen Grabbaggern. Die meisten Anwesenden waren über 60 Jahre alt: Es mangelt an Nachwuchs. „Über den Tod will keiner reden“, resümiert Karl Liegl, Gastgeber des Treffens im heimischen Dorf. Die wenigen jungen Vertreter des Bestattergewerbes sind Söhne oder Verwandte eines Familienbetriebs, in dem der Beruf seit Generationen quasi „vererbt“ wird. Einen Verband brauchen die Totengräber nicht. „Man kennt sich“, sagt Liegl. Ohnehin wird der Kreis von Jahr zu Jahr kleiner. Denn große Bestattungsunternehmen verdrängen die Gemeinde-Totengräber. „Dabei bleibt die Individualität auf der Strecke“, klagt Liegl und nennt ein Beispiel: „Wenn zu mir ein Angehöriger eines Verstorbenen kommt und mir einen persönlichen Gegenstand in die Hand drückt, dann lege ich den noch mit in den Sarg, auch wenn der schon verschlossen war. Die Großen machen das nicht.“ Nächstes Jahr tagt die Konferenz der Bestatter wieder in einem niederbayerischen Dorf: in Unterneukirchen.

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