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Erbitterter Professoren-Streit um Leukämie-Studie

■ Kieler Wissenschaftler wirft Bremer Epidemiologen tendenziöse Datenbewertung vor

Der Streit um die Leukämiehäufigkeit in der Umgebung des Atomkraftwerks Krümmel spitzt sich zu. Der Bremer Epidemiologe Eberhard Greiser, der ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Blutkrebs unter allen Altersgruppen in der näheren Umgebung des Atomkraftwerks Krümmel ermittelt hatte, wies gestern Vorwürfe zurück, er habe aus seinen Befunden in tendenziöser Weise solche herausgepickt, die für ein erhöhtes Leukämierisiko in der Nähe des Atommeilers sprechen könnten. Diese Kritik hatte der Kieler Wissenschaftler Winfried Gaßmann in der letzten Woche geäußert.

„Wir hatten einen klaren Auftrag. Wir sollten herausfinden, ob das Leukämierisiko in unmittelbarer Umgebung des Atomkraftwerks größer ist als anderswo. Und das ist es“, erklärte Greiser. Der Studie zufolge, die in der letzten Woche in Kiel vorgestellt wurde, ist die Häufigkeit von Leukämieerkrankungen in den Jahren 1989 bis 1993 im Umkreis von fünf Kilometern um das Atomkraftwerk um 55 Prozent höher als das durchschnittliche Erkrankungsrisiko. Greiser: „Das kann man nicht wegdiskutieren.“

Äußerst scharf verwahrte sich Greiser gegen Gaßmanns Vorwurf, seine Studie sei auch deshalb tendenziös, weil einer seiner Mitarbeiter aus der Anti-Atomkraft-Bewegung stamme. Greiser zufolge zeigt Gaßmanns Kritk, „daß ihm sachliche Argumente fehlen und er deshalb zum Mittel der persönlichen Diffamierung greifen muß.“

Dieser Befund beweise allerdings nicht, daß das AKW auch Verursacher der erhöhten Leukämieerkrankungen sei. „Eine solche kausale Verknüpfung ist durch Art und Anlage der Studie nicht möglich und auch nicht beabsichtigt gewesen“, erklärte Greiser. dpa

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